Stadt, Land, Meer

Mit der Bahn quer durch Europa oder wohl eher ab Frankreich quer durch Europa.

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Immer wenn sich das Semester dem Ende zuneigt, beginne ich, irgendwelche Reisen auf dem Heftumschlag meines Collageblocks zu planen, diesmal eine Interrail-Reise. Ich habe mir die Europakarte vorgenommen und erstmal frisch fröhlich Orte rausgesucht, die ich spannend finde, teilweise noch nicht kenne und geographisch gut kombinieren kann. Danach habe ich neben den Entfernungen nochmal die Bahnverbindungen herausgesucht, um einschätzen zu können, ob diese stressfrei umsetzbar sind. Im nächsten Schritt habe ich dann meine Familie und meine Freund:innen in meine Pläne eingeweiht, weil ich zwar in erster Linie allein reisen wollte, aber meine Idee war, dass mich immer mal wieder jemand besuchen und/oder etappenweise begleiten könnte.

Interrail selbst wurde zum ersten Mal am 1. März 1972 für junge Menschen angeboten, sie konnten damit einen Monat lang 21 Länder bereisen. Das Ticket damals hat 235 DM gekostet, als Ziele lockten vor allem Orte, die sich klangvoll anhörten und weit weg waren. Es war die Einladung, um Europa kennenzulernen, auszubrechen und rauszugehen. In den 90er-Jahren konnten mit dem Ticket, das ursprünglich nur auf 9 Monate ausgelegt war, bereits 27 Länder bereist werden und dieses Angebot nahmen jährlich knapp 400.000 Jugendliche in Anspruch.

Allgemein lässt sich zu dem Konzept von Interrail festhalten, dass es sich hierbei um einen Pass handelt, mit dem man mit fast allen Zügen der unterschiedlichen Bahngesellschaften zu einem Pauschalpreis reisen kann. Hierfür kooperiert Interrail mit 35 Bahngesellschaften und Fährunternehmen in 33 Ländern. Das Ticket ist nicht mehr nur jungen Menschen vorbehalten, sondern kann von jeder Altersklasse erworben werden, die einzige Voraussetzung ist ein Wohnsitz in Europa. Personen unter 27 und über 60 Jahren genießen hierbei ermäßigte Preise. Des Weiteren kann man zwischen einem Ein-Länder- und einem Global-Pass wählen. Der Pass ist auch nicht direkt bei Kauf gültig, sondern man wählt einen Starttag der Reise aus und ab diesem Zeitpunkt ist der Pass dann validiert. Interrail startet immer wieder Rabattaktionen, bei denen die Pässe zu reduzierten Preisen angeboten werden. Da diese nicht direkt eingelöst werden müssen, kann man sich je nachdem überlegen, den Passkauf etwas im Voraus zu tätigen, sodass man von diesem Rabatt profitieren kann. Die letzte Aktion fand jedoch erst vor einigen Wochen statt. Neben Rabattaktionen werden aber auch wiederholt Gewinnspiele/ Losaktionen gestartet (beispielsweise über den Instagram-Account: @HesseninBerlinundEuropa ).

In meiner Planungsphase habe ich erstmal grob festgelegt, wie viel Zeit ich ungefähr an dem jeweiligen Ort verbringen möchte und schnell haben sich meine Mama und zwei Freundinnen von mir dazu entschieden, ein Teil meiner Reise zu werden. Für diese Orte habe ich dann als erstes nach Unterkünften und anschließend nach  festen Bahnverbindungen geschaut. Ich habe mich für den 15 Tage in 2 Monatspass entschieden, bei dem man an 15 Tagen in 2 Monaten reisen kann. Beworben wird der Pass mit 2 Monaten Abenteuer: “Du kannst deine 15 Reisetage jederzeit innerhalb von 2 Monaten nach deinem Startdatum nutzen. Verteile sie über den gesamten Zeitraum oder verwende sie direkt nacheinander – die Entscheidung liegt bei dir.”

Die Entscheidung für diesen Pass traf ich, da ich vorerst festgelegt habe, dass ich über einen Monat lang Zeit habe und mir die Etappen ein Stück weit offenhalten wollte. So super offen konnte ich das Ganze jedoch nicht planen, da ich schnell merkte, dass die Unterkünfte teurer und knapper wurden, womit ich insbesondere vor Ostern noch gar nicht so gerechnet habe. Ich habe daher dann etappenweise doch schon nach Unterkünften geschaut und diese reserviert. Die Festlegung der Bahnen habe ich vorerst noch offengelassen und dann eher vor Ort bestimmt, sobald ich entschieden hatte, was ich vor Ort alles sehen möchte.

Mein Reisestart (08.03.) fiel natürlich genau auf den Bahnstreik der Deutschen Bahn – wie sollte es auch anders sein, wenn man einmal im Jahr den Fernverkehr nutzen möchte. Geplant war ursprünglich, dass wir an dem Morgen von Frankfurt nach Paris starten, daraus wurde dann, dass meine Mama uns mit dem Auto nach Metz gefahren hat, sodass wir dann von dort aus losfahren konnten, um unser Wochenende wie geplant umsetzen zu können – das hat dann aber ganz gut funktioniert.

Sitzplatzreservierungen – die meisten Verbindungen, die man auswählen kann, erfordern verpflichtend eine Sitzplatzreservierung. In Frankreich konnte ich diese entspannt online über die Seite von Interrail buchen, das einzige Problem hierbei war bei meiner ersten Fahrt, dass man bei der Sitzplatzreservierung einen zufälligen Platz zugeordnet bekommt und meine Begleitung, die ihre Fahrt über Omio gebucht hat, ebenfalls. Wir versuchten dann vor Ort mit dem Bahnpersonal zu reden und abzuklären, ob wir nicht tauschen können, um nebeneinander zu sitzen, aber die französische Bahn nimmt die Sitzplatzreservierungen sehr ernst und die Frau, die wir versucht hatten, freundlich zu fragen, entgegnete nur, dass alles voll sei. Ich beschloss daher, mich erstmal hinzusetzen und den Platz zu räumen, wenn der andere Fahrgast kommt – drei Stationen bekam ich also das große Zittern, um am Ende doch einfach sitzen bleiben zu können, da der Zug wohl doch nicht komplett voll war.

Für die Sitzplatzreservierungen muss man dann auch nochmal pro Fahrt zwischen 5 und 38 Euro einrechnen, was mir beim Planen meiner Reise und meines Budgets so nicht unbedingt bewusst war. Hinzu kommt, dass man nicht bei allen Bahngesellschaften online über Interrail reservieren kann und so musste ich im Laufe meiner Reise öfter zu den Schaltern an den jeweiligen Bahnhöfen dackeln, um dann dort meinen Sitzplatz reservieren zu können.

Die Sitzplatzreservierung von Sevilla nach Valencia konnte ich bereits noch in Wiesbaden in Angriff nehmen, da diese Verbindung feststand – irgendwie aber absurd, dass diese Reservierung nicht online abschließbar ist, aber dann bei einem Schalter der DB.

Also alle, die sich ihre Planung spontan und offen halten möchten, sollten berücksichtigen, dass man die Bahnen in Frankreich online buchen kann, in Spanien und Portugal jedoch nicht.

Spontanität funktioniert ansonsten auch nur eingeschränkt, beispielsweise an dem Osterwochenende sollte man sich vielleicht schon im Voraus einen Platz reservieren, wenn man nicht wie wir dann am Ende in einem Reisebus landen möchte. Am Ostersonntag wollte ich gemeinsam mit einer Freundin von Valencia nach Barcelona fahren, und da es mit den unterschiedlichen Sitzplatzreservierungen bereits in der Vergangenheit so ein Stress war, wollten wir diese einfach zusammen am Schalter in Valencia buchen – ganz zur Unterhaltung der Bahnmitarbeiter, die uns dann nur den Rat gaben, dass wir ja nach einem Flug schauen könnten. Das haben wir dann nicht, stattdessen haben wir uns einen Bus rausgesucht, wodurch ich für diese Strecke dann auch wieder keine Interrailfahrt verwenden konnte.

Fazit an der Stelle: Spontan geht schon, aber halt nicht immer.

Auf der Strecke gab es ansonsten noch zwei weitere Reisetage, an denen ich Interrail nicht nutzen konnte. Zum einen hatte ich nach einer Verbindung von Madrid nach Porto geschaut, die es so nicht gab. Hier hätte ich alternativ 9 Stunden mit dem Bus fahren können, was mir etwas viel war, und so habe ich dann eher als Joke mal nach einem Flug geschaut. Aus dem Joke wurde dann aber kurzerhand eine Buchung, da ich einen Flug für 15 Euro entdeckte.

Zum anderen gab es keine gute Verbindung von Faro nach Sevilla, da hätte ich von Faro wieder über Lissabon und/oder Madrid nach Sevilla reisen können, daher entschied ich mich hier nach einem Bus zu schauen und habe dann bei FlixBus für meine 2 ½-stündige Fahrt auch wieder nur 15 Euro gezahlt.

Also kann ich an der Stelle auf jeden Fall empfehlen, immer mal gegenzuchecken, was andere Transportmittel kosten und wie lange sie brauchen, da man hier echt ganz gut mischen kann, bevor man sich einen Wolf fährt.

Meine Route bis jetzt waren zwei Nächte Paris, zwei Nächte Bordeaux, zwei Nächte Hendaye (mit Tagesausflug nach Biarritz), fünf Nächte Madrid, drei Nächte Porto, drei Nächte Lissabon, zwei Nächte Faro, zwei Nächte Sevilla, zwei Nächte Valencia und zwei Nächte Barcelona. Ab jetzt ist meine Reiseroute zurück noch komplett offen. Da das Wetter seit einigen Tagen aber nicht mehr so mitspielt wie erhofft, fahre ich wahrscheinlich doch eher zurück, da Städtetouren im Regen irgendwie echt anstrengend sind. Damit komme ich dann wahrscheinlich nicht ganz auf meine 15 Fahrten, könnte aber versuchen, die ansonsten noch bis zum 8. Mai anzugehen, sofern ich das mit der Uni kombinieren kann.

Meine persönlichen Highlights in den jeweiligen Städten:

Paris – schon lange kein Geheimtipp mehr, aber immer noch einer der schönsten Orte in Paris ist für mich das Stadtviertel Montmartre. Wir waren am ersten Tag als erstes für einen Spaziergang durch das Viertel dort, kamen aber am zweiten Tag nochmal nach dem Sonnenuntergang zur Sacré-Cœur, um von dort aus das Funkeln des Eiffelturms abseits der Innenstadt beobachten zu können. Außerdem gefällt es mir immer wieder gut in dem Stadtviertel Saint- Germain, das Viertel lädt förmlich zum Schlendern und Bummeln ein. Passend hierfür finde ich die französische Formulierung: “faire du lèche-vitrine”, was wörtlich übersetzt so viel wie “an den Schaufenstern kleben” bedeutet. Hier entdeckt man an jeder Ecke etwas Neues, besonders angetan haben es mir die kleinen Galerien und Boutiquen.

Bordeaux – hier wusste ich nicht wirklich, was mich erwarten würde, umso positiver überrascht war ich von der Dichte an jungen Menschen, den vielen Bars und der lockeren Atmosphäre. In meiner Zeit dort spielte das Wetter leider nicht so ganz mit und zusätzlich bin ich mitten in einen Bauernstreik geraten. Besonders schön fand ich aber meinen Spaziergang entlang der Garonne.

Foto Credit: Sophie Wagner

Hendaye – ursprünglich wollte ich nach Biarritz und nicht nach Hendaye, aber da die Bahn nach Madrid von Irun abfährt, habe ich mich dann für Hendaye entschieden. Bei der Stadt wusste ich auch nicht wirklich, was mich erwarten würde, aber sie hat es mir irgendwie echt angetan. Die Leute, die ich bei meinem Spaziergang durch die Stadt traf, waren alle super lieb und zuvorkommend – ich habe mich direkt wohlgefühlt.

Die zwei berühmten Felsen 2 Jumeaux und ein Spaziergang an der Promenade mit Blick auf die Surfer:innen haben diesen Tag dann abgerundet – einfach ein schönes Plätzchen und vor allem im Frühling noch nicht so überlaufen. Von Hendaye aus kann man auch perfekt einen Tagesausflug mit der Bahn nach Biarritz machen, hier bin ich irgendwie richtig auf meiner Reise angekommen. Die Ersten waren hier bereits Anfang März im Meer schwimmen, viele Surfer:innen waren draußen und das Wetter lud zum Hinsetzen, Verweilen und Entspannen ein.

Foto Credit: Sophie Wagner

Madrid – eine Stadt, die niemals schläft und niemals leer ist. In Madrid waren super viele Touristen unterwegs, was mich teilweise echt viel Energie gekostet hat. Dadurch hat es mir am besten im Retiro-Park gefallen, weil man hier inmitten der Stadt etwas abschalten konnte. Trotz vieler Menschen hat mir aber auch der super überlaufene El Rastro-Flohmarkt (sonntags von 8 bis 15 Uhr im La Latina Viertel) gefallen – hier gibt es knapp 1000 verschiedene Stände, aber man sollte auf jeden Fall Geduld mitbringen, weil sich die Massen förmlich von links nach rechts schieben.

Porto – die Stadt hat mir echt gut gefallen, besonders schön in Erinnerung ist mir mein Spaziergang am Douro bis ans Meer geblieben, aber die Stimmung der ganzen Stadt hat irgendwie etwas Mystisches und man kann nach seinem Besuch auf jeden Fall nachvollziehen, was Joanne K. Rowling hier so geprägt und inspiriert hat.

Lissabon – Besonders hat es mir die LX Factory angetan, ein historischer Industriekomplex mit zahlreichen Kunst- und Designläden sowie einzigartigen Restaurants. Die Stimmung hier war einfach lässig und entspannt und die verschiedenen individuellen Läden haben mich förmlich in ihren Bann gezogen.

Faro – Faro selbst hat mir auch super gut gefallen, insbesondere der Jardim da Alameda João de Deus, in dem unzählige Pfauen frei rumlaufen und auch wenige Touristen unterwegs waren. Eigentlich wollte ich eine Fährentour auf die Inseln machen, aber aufgrund einer starken Küsten-Unwetterwarnung habe ich davon abgesehen. Dafür habe ich einen Tagesausflug mit der Bahn nach Albufeira gemacht und dort bin ich im Regen in dem Surfshop Zimzala untergekommen, wo ich super lieb aufgenommen wurde.

Foto Credit: Sophie Wagner

Sevilla – in Sevilla waren wir passend zur Semana Santa, leider war hier das Wetter auch nicht so ideal, weshalb wir von den Zügen selbst nicht so viel mitbekommen haben. Dafür fand ich unseren Mittag am Plaza de España super schön und insbesondere die Architektur ist mir in Erinnerung geblieben.

Valencia – für Valencia hatten wir uns ein Segelboot als Unterkunft gesucht, da die Wetterprognose eigentlich ideal dafür war. Dem war dann vor Ort leider nicht ganz so, aber der Hafen hat mir echt gut gefallen und um meine Begleitung zu zitieren: “im Sommer wärs hier echt traumhaft” Ansonsten hat es mir auch sehr gut im Stadtviertel El Carmen gefallen, es ist geprägt von Graffitis und kleinen süßen Läden.

Und zum Abschluss Barcelona – da ich bereits letzten Sommer einige Tage in Barcelona verbracht habe, kannte ich die meisten Sehenswürdigkeiten, insbesondere die Gaudi-Bauten, schon, aber Barcelona ist immer wieder einen Besuch wert. Wegen Ostern war in der Stadt immer noch echt viel los und einiges hatte noch zu, womit ich in der Stadt gar nicht so gerechnet habe. Dafür hatten wir dann endlich mal Glück mit dem Wetter und gerade der Parc de la Ciutadella und der Hafen luden uns zum Verweilen ein.

Abschließend kann ich als Zwischenfazit zu meiner Interrail-Reise festhalten, dass es mir mit der Reise echt gut geht und ich die perfekte Kombination aus allein und gemeinsam Reisen getroffen habe. Durch das Alleinereisen habe ich auch mal wieder mehr gemerkt, wie ich bin, wenn ich mich mit mir selbst beschäftigen muss und es kann echt mal guttun, weil man sich selbst im Alltag doch oft vergisst. Ich kann das Allein-Reisen jeder:m nur empfehlen, da man die Reise ganz anders wahrnimmt, man sich anders bewegt und auch einfacher neue Leute kennenlernt und ins Gespräch kommt. Es wird auf jeden Fall nicht meine letzte Reise mit Interrail sein, aber fürs nächste Mal weiß ich, dass ich das mit den Sitzplatzreservierungen anders löse und meinen Rucksack leichter packe.

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Immer wenn sich das Semester dem Ende zuneigt, beginne ich, irgendwelche Reisen auf dem Heftumschlag meines Collageblocks zu planen, diesmal eine Interrail-Reise. Ich habe mir die Europakarte vorgenommen und erstmal frisch fröhlich Orte rausgesucht, die ich spannend finde, teilweise noch nicht kenne und geographisch gut kombinieren kann. Danach habe ich neben den Entfernungen nochmal die Bahnverbindungen herausgesucht, um einschätzen zu können, ob diese stressfrei umsetzbar sind. Im nächsten Schritt habe ich dann meine Familie und meine Freund:innen in meine Pläne eingeweiht, weil ich zwar in erster Linie allein reisen wollte, aber meine Idee war, dass mich immer mal wieder jemand besuchen und/oder etappenweise begleiten könnte.

Interrail selbst wurde zum ersten Mal am 1. März 1972 für junge Menschen angeboten, sie konnten damit einen Monat lang 21 Länder bereisen. Das Ticket damals hat 235 DM gekostet, als Ziele lockten vor allem Orte, die sich klangvoll anhörten und weit weg waren. Es war die Einladung, um Europa kennenzulernen, auszubrechen und rauszugehen. In den 90er-Jahren konnten mit dem Ticket, das ursprünglich nur auf 9 Monate ausgelegt war, bereits 27 Länder bereist werden und dieses Angebot nahmen jährlich knapp 400.000 Jugendliche in Anspruch.

Allgemein lässt sich zu dem Konzept von Interrail festhalten, dass es sich hierbei um einen Pass handelt, mit dem man mit fast allen Zügen der unterschiedlichen Bahngesellschaften zu einem Pauschalpreis reisen kann. Hierfür kooperiert Interrail mit 35 Bahngesellschaften und Fährunternehmen in 33 Ländern. Das Ticket ist nicht mehr nur jungen Menschen vorbehalten, sondern kann von jeder Altersklasse erworben werden, die einzige Voraussetzung ist ein Wohnsitz in Europa. Personen unter 27 und über 60 Jahren genießen hierbei ermäßigte Preise. Des Weiteren kann man zwischen einem Ein-Länder- und einem Global-Pass wählen. Der Pass ist auch nicht direkt bei Kauf gültig, sondern man wählt einen Starttag der Reise aus und ab diesem Zeitpunkt ist der Pass dann validiert. Interrail startet immer wieder Rabattaktionen, bei denen die Pässe zu reduzierten Preisen angeboten werden. Da diese nicht direkt eingelöst werden müssen, kann man sich je nachdem überlegen, den Passkauf etwas im Voraus zu tätigen, sodass man von diesem Rabatt profitieren kann. Die letzte Aktion fand jedoch erst vor einigen Wochen statt. Neben Rabattaktionen werden aber auch wiederholt Gewinnspiele/ Losaktionen gestartet (beispielsweise über den Instagram-Account: @HesseninBerlinundEuropa ).

In meiner Planungsphase habe ich erstmal grob festgelegt, wie viel Zeit ich ungefähr an dem jeweiligen Ort verbringen möchte und schnell haben sich meine Mama und zwei Freundinnen von mir dazu entschieden, ein Teil meiner Reise zu werden. Für diese Orte habe ich dann als erstes nach Unterkünften und anschließend nach  festen Bahnverbindungen geschaut. Ich habe mich für den 15 Tage in 2 Monatspass entschieden, bei dem man an 15 Tagen in 2 Monaten reisen kann. Beworben wird der Pass mit 2 Monaten Abenteuer: “Du kannst deine 15 Reisetage jederzeit innerhalb von 2 Monaten nach deinem Startdatum nutzen. Verteile sie über den gesamten Zeitraum oder verwende sie direkt nacheinander – die Entscheidung liegt bei dir.”

Die Entscheidung für diesen Pass traf ich, da ich vorerst festgelegt habe, dass ich über einen Monat lang Zeit habe und mir die Etappen ein Stück weit offenhalten wollte. So super offen konnte ich das Ganze jedoch nicht planen, da ich schnell merkte, dass die Unterkünfte teurer und knapper wurden, womit ich insbesondere vor Ostern noch gar nicht so gerechnet habe. Ich habe daher dann etappenweise doch schon nach Unterkünften geschaut und diese reserviert. Die Festlegung der Bahnen habe ich vorerst noch offengelassen und dann eher vor Ort bestimmt, sobald ich entschieden hatte, was ich vor Ort alles sehen möchte.

Mein Reisestart (08.03.) fiel natürlich genau auf den Bahnstreik der Deutschen Bahn – wie sollte es auch anders sein, wenn man einmal im Jahr den Fernverkehr nutzen möchte. Geplant war ursprünglich, dass wir an dem Morgen von Frankfurt nach Paris starten, daraus wurde dann, dass meine Mama uns mit dem Auto nach Metz gefahren hat, sodass wir dann von dort aus losfahren konnten, um unser Wochenende wie geplant umsetzen zu können – das hat dann aber ganz gut funktioniert.

Sitzplatzreservierungen – die meisten Verbindungen, die man auswählen kann, erfordern verpflichtend eine Sitzplatzreservierung. In Frankreich konnte ich diese entspannt online über die Seite von Interrail buchen, das einzige Problem hierbei war bei meiner ersten Fahrt, dass man bei der Sitzplatzreservierung einen zufälligen Platz zugeordnet bekommt und meine Begleitung, die ihre Fahrt über Omio gebucht hat, ebenfalls. Wir versuchten dann vor Ort mit dem Bahnpersonal zu reden und abzuklären, ob wir nicht tauschen können, um nebeneinander zu sitzen, aber die französische Bahn nimmt die Sitzplatzreservierungen sehr ernst und die Frau, die wir versucht hatten, freundlich zu fragen, entgegnete nur, dass alles voll sei. Ich beschloss daher, mich erstmal hinzusetzen und den Platz zu räumen, wenn der andere Fahrgast kommt – drei Stationen bekam ich also das große Zittern, um am Ende doch einfach sitzen bleiben zu können, da der Zug wohl doch nicht komplett voll war.

Für die Sitzplatzreservierungen muss man dann auch nochmal pro Fahrt zwischen 5 und 38 Euro einrechnen, was mir beim Planen meiner Reise und meines Budgets so nicht unbedingt bewusst war. Hinzu kommt, dass man nicht bei allen Bahngesellschaften online über Interrail reservieren kann und so musste ich im Laufe meiner Reise öfter zu den Schaltern an den jeweiligen Bahnhöfen dackeln, um dann dort meinen Sitzplatz reservieren zu können.

Die Sitzplatzreservierung von Sevilla nach Valencia konnte ich bereits noch in Wiesbaden in Angriff nehmen, da diese Verbindung feststand – irgendwie aber absurd, dass diese Reservierung nicht online abschließbar ist, aber dann bei einem Schalter der DB.

Also alle, die sich ihre Planung spontan und offen halten möchten, sollten berücksichtigen, dass man die Bahnen in Frankreich online buchen kann, in Spanien und Portugal jedoch nicht.

Spontanität funktioniert ansonsten auch nur eingeschränkt, beispielsweise an dem Osterwochenende sollte man sich vielleicht schon im Voraus einen Platz reservieren, wenn man nicht wie wir dann am Ende in einem Reisebus landen möchte. Am Ostersonntag wollte ich gemeinsam mit einer Freundin von Valencia nach Barcelona fahren, und da es mit den unterschiedlichen Sitzplatzreservierungen bereits in der Vergangenheit so ein Stress war, wollten wir diese einfach zusammen am Schalter in Valencia buchen – ganz zur Unterhaltung der Bahnmitarbeiter, die uns dann nur den Rat gaben, dass wir ja nach einem Flug schauen könnten. Das haben wir dann nicht, stattdessen haben wir uns einen Bus rausgesucht, wodurch ich für diese Strecke dann auch wieder keine Interrailfahrt verwenden konnte.

Fazit an der Stelle: Spontan geht schon, aber halt nicht immer.

Auf der Strecke gab es ansonsten noch zwei weitere Reisetage, an denen ich Interrail nicht nutzen konnte. Zum einen hatte ich nach einer Verbindung von Madrid nach Porto geschaut, die es so nicht gab. Hier hätte ich alternativ 9 Stunden mit dem Bus fahren können, was mir etwas viel war, und so habe ich dann eher als Joke mal nach einem Flug geschaut. Aus dem Joke wurde dann aber kurzerhand eine Buchung, da ich einen Flug für 15 Euro entdeckte.

Zum anderen gab es keine gute Verbindung von Faro nach Sevilla, da hätte ich von Faro wieder über Lissabon und/oder Madrid nach Sevilla reisen können, daher entschied ich mich hier nach einem Bus zu schauen und habe dann bei FlixBus für meine 2 ½-stündige Fahrt auch wieder nur 15 Euro gezahlt.

Also kann ich an der Stelle auf jeden Fall empfehlen, immer mal gegenzuchecken, was andere Transportmittel kosten und wie lange sie brauchen, da man hier echt ganz gut mischen kann, bevor man sich einen Wolf fährt.

Meine Route bis jetzt waren zwei Nächte Paris, zwei Nächte Bordeaux, zwei Nächte Hendaye (mit Tagesausflug nach Biarritz), fünf Nächte Madrid, drei Nächte Porto, drei Nächte Lissabon, zwei Nächte Faro, zwei Nächte Sevilla, zwei Nächte Valencia und zwei Nächte Barcelona. Ab jetzt ist meine Reiseroute zurück noch komplett offen. Da das Wetter seit einigen Tagen aber nicht mehr so mitspielt wie erhofft, fahre ich wahrscheinlich doch eher zurück, da Städtetouren im Regen irgendwie echt anstrengend sind. Damit komme ich dann wahrscheinlich nicht ganz auf meine 15 Fahrten, könnte aber versuchen, die ansonsten noch bis zum 8. Mai anzugehen, sofern ich das mit der Uni kombinieren kann.

Meine persönlichen Highlights in den jeweiligen Städten:

Paris – schon lange kein Geheimtipp mehr, aber immer noch einer der schönsten Orte in Paris ist für mich das Stadtviertel Montmartre. Wir waren am ersten Tag als erstes für einen Spaziergang durch das Viertel dort, kamen aber am zweiten Tag nochmal nach dem Sonnenuntergang zur Sacré-Cœur, um von dort aus das Funkeln des Eiffelturms abseits der Innenstadt beobachten zu können. Außerdem gefällt es mir immer wieder gut in dem Stadtviertel Saint- Germain, das Viertel lädt förmlich zum Schlendern und Bummeln ein. Passend hierfür finde ich die französische Formulierung: “faire du lèche-vitrine”, was wörtlich übersetzt so viel wie “an den Schaufenstern kleben” bedeutet. Hier entdeckt man an jeder Ecke etwas Neues, besonders angetan haben es mir die kleinen Galerien und Boutiquen.

Bordeaux – hier wusste ich nicht wirklich, was mich erwarten würde, umso positiver überrascht war ich von der Dichte an jungen Menschen, den vielen Bars und der lockeren Atmosphäre. In meiner Zeit dort spielte das Wetter leider nicht so ganz mit und zusätzlich bin ich mitten in einen Bauernstreik geraten. Besonders schön fand ich aber meinen Spaziergang entlang der Garonne.

Foto Credit: Sophie Wagner

Hendaye – ursprünglich wollte ich nach Biarritz und nicht nach Hendaye, aber da die Bahn nach Madrid von Irun abfährt, habe ich mich dann für Hendaye entschieden. Bei der Stadt wusste ich auch nicht wirklich, was mich erwarten würde, aber sie hat es mir irgendwie echt angetan. Die Leute, die ich bei meinem Spaziergang durch die Stadt traf, waren alle super lieb und zuvorkommend – ich habe mich direkt wohlgefühlt.

Die zwei berühmten Felsen 2 Jumeaux und ein Spaziergang an der Promenade mit Blick auf die Surfer:innen haben diesen Tag dann abgerundet – einfach ein schönes Plätzchen und vor allem im Frühling noch nicht so überlaufen. Von Hendaye aus kann man auch perfekt einen Tagesausflug mit der Bahn nach Biarritz machen, hier bin ich irgendwie richtig auf meiner Reise angekommen. Die Ersten waren hier bereits Anfang März im Meer schwimmen, viele Surfer:innen waren draußen und das Wetter lud zum Hinsetzen, Verweilen und Entspannen ein.

Foto Credit: Sophie Wagner

Madrid – eine Stadt, die niemals schläft und niemals leer ist. In Madrid waren super viele Touristen unterwegs, was mich teilweise echt viel Energie gekostet hat. Dadurch hat es mir am besten im Retiro-Park gefallen, weil man hier inmitten der Stadt etwas abschalten konnte. Trotz vieler Menschen hat mir aber auch der super überlaufene El Rastro-Flohmarkt (sonntags von 8 bis 15 Uhr im La Latina Viertel) gefallen – hier gibt es knapp 1000 verschiedene Stände, aber man sollte auf jeden Fall Geduld mitbringen, weil sich die Massen förmlich von links nach rechts schieben.

Porto – die Stadt hat mir echt gut gefallen, besonders schön in Erinnerung ist mir mein Spaziergang am Douro bis ans Meer geblieben, aber die Stimmung der ganzen Stadt hat irgendwie etwas Mystisches und man kann nach seinem Besuch auf jeden Fall nachvollziehen, was Joanne K. Rowling hier so geprägt und inspiriert hat.

Lissabon – Besonders hat es mir die LX Factory angetan, ein historischer Industriekomplex mit zahlreichen Kunst- und Designläden sowie einzigartigen Restaurants. Die Stimmung hier war einfach lässig und entspannt und die verschiedenen individuellen Läden haben mich förmlich in ihren Bann gezogen.

Faro – Faro selbst hat mir auch super gut gefallen, insbesondere der Jardim da Alameda João de Deus, in dem unzählige Pfauen frei rumlaufen und auch wenige Touristen unterwegs waren. Eigentlich wollte ich eine Fährentour auf die Inseln machen, aber aufgrund einer starken Küsten-Unwetterwarnung habe ich davon abgesehen. Dafür habe ich einen Tagesausflug mit der Bahn nach Albufeira gemacht und dort bin ich im Regen in dem Surfshop Zimzala untergekommen, wo ich super lieb aufgenommen wurde.

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Sevilla – in Sevilla waren wir passend zur Semana Santa, leider war hier das Wetter auch nicht so ideal, weshalb wir von den Zügen selbst nicht so viel mitbekommen haben. Dafür fand ich unseren Mittag am Plaza de España super schön und insbesondere die Architektur ist mir in Erinnerung geblieben.

Valencia – für Valencia hatten wir uns ein Segelboot als Unterkunft gesucht, da die Wetterprognose eigentlich ideal dafür war. Dem war dann vor Ort leider nicht ganz so, aber der Hafen hat mir echt gut gefallen und um meine Begleitung zu zitieren: “im Sommer wärs hier echt traumhaft” Ansonsten hat es mir auch sehr gut im Stadtviertel El Carmen gefallen, es ist geprägt von Graffitis und kleinen süßen Läden.

Und zum Abschluss Barcelona – da ich bereits letzten Sommer einige Tage in Barcelona verbracht habe, kannte ich die meisten Sehenswürdigkeiten, insbesondere die Gaudi-Bauten, schon, aber Barcelona ist immer wieder einen Besuch wert. Wegen Ostern war in der Stadt immer noch echt viel los und einiges hatte noch zu, womit ich in der Stadt gar nicht so gerechnet habe. Dafür hatten wir dann endlich mal Glück mit dem Wetter und gerade der Parc de la Ciutadella und der Hafen luden uns zum Verweilen ein.

Abschließend kann ich als Zwischenfazit zu meiner Interrail-Reise festhalten, dass es mir mit der Reise echt gut geht und ich die perfekte Kombination aus allein und gemeinsam Reisen getroffen habe. Durch das Alleinereisen habe ich auch mal wieder mehr gemerkt, wie ich bin, wenn ich mich mit mir selbst beschäftigen muss und es kann echt mal guttun, weil man sich selbst im Alltag doch oft vergisst. Ich kann das Allein-Reisen jeder:m nur empfehlen, da man die Reise ganz anders wahrnimmt, man sich anders bewegt und auch einfacher neue Leute kennenlernt und ins Gespräch kommt. Es wird auf jeden Fall nicht meine letzte Reise mit Interrail sein, aber fürs nächste Mal weiß ich, dass ich das mit den Sitzplatzreservierungen anders löse und meinen Rucksack leichter packe.

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