Happy Place Nachtclub

Fotos:
hautnah Kreativagentur, Sasa Josic
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Im energetischen Ambiente des Clubs Alter Ego in Würzburg, umgeben vom Licht einer pulsierenden LED-Decke, treffe ich Katrina. Als Techno-DJ und Designerin verkörpert sie die Essenz der urbanen Kunst und ist heute als Model hier zu Gast. Obwohl wir eigentlich beide aus dem Rhein-Main-Gebiet kommen, könnte das Setting für unser Interview nicht passender sein. Wir befinden uns beim Fotoshooting für die neue Kollektion des Modelabels Paradox, das fair produzierte T-Shirts für den Dancefloor kreiert. Während die anderen Models weiter vor der Kamera posieren, machen Katrina und ich es uns in einer Sitzecke gemütlich, um über ihre Verbindung zu Musik, aktuelle Trends der elektronischen Musikszene sowie den Stellenwert der Clubkultur in Wiesbaden zu plaudern. 

Hey Katrinity! Wir kennen uns, aber stell‘ dich doch unseren Leser:innen kurz vor. Woher kommst du, in welcher Szene bewegst du dich und wie kam es dazu?

Hey! Mein Name ist Katrina und mein DJ-Name ist Katrinity, wie du eben schon gesagt hast. Ich wohne in Wiesbaden und komme aus der Techno-Richtung. Ich höre Techno selber schon seit ich 17 bin und auf meine ersten Raves gegangen bin. Das kommt ein bisschen daher, dass ich aus einer Musikerfamilie komme, also meine Eltern haben immer in Bands gespielt und es lief eigentlich immer Musik bei uns. Das heißt, das hat mich schon immer begleitet. Dann war ich das erste Mal auf einem Rave – also einer Veranstaltung mit elektronischer Musik – und das war ganz anders als alles, was ich vorher gehört habe oder was ich so kannte und das hat irgendwie total zu mir gesprochen. Ich fand‘ das einfach schön – mal was anderes, ohne Gesang und irgendwie diese repetitiven Muster. Auf jeden Fall bin ich deshalb irgendwie beim Techno gelandet, seitdem auch immer Techno feiern gewesen und dadurch auch zum Kollektiv Fünfsinn gekommen vor, ich weiß nicht, zwei Jahren oder so ungefähr.

Und zum Auflegen bist du auch durchs Kollektiv gekommen, oder?

Genau. Also mich verbindet halt schon immer viel mit der Techno-Szene, weil ich da einfach schon lange irgendwie dabei war und auch immer so ein Teil davon sein wollte. Dadurch, dass das Kollektiv dann irgendwann ein bisschen größer geworden ist und ich dazukam, hatte ich auch total Bock, mitzuwirken und Veranstaltungen mitzumachen. Und zum Auflegen an sich: Einer meiner Mitbewohner, der Maxi, hat damals schon aufgelegt und er hatte mir das dann mal so ein bisschen gezeigt. Ich fand es echt cool und dachte mir, das kann man ja auch mal mit Freunden zu Hause auf irgendwelchen Afterhours oder Privatpartys machen und hab mir dann so einen Player geholt; diesen Günstigen. (Lacht) Ich hab‘ den auch schon mehrere Jahre, aber habe nie wirklich großartig was gemacht. Tatsächlich bin ich durch das Kollektiv dann da so reingekommen, vor circa einem Jahr, als ich das erste Mal auf einer richtigen Veranstaltung aufgelegt habe - in Mainz, bei der Motion.

Wenn die Musik, die du auflegst, eine Farbe hätte, welche wäre es und warum?

Uh, das ist voll die spannende Frage! Für mich vor allem, weil ich ja auch aus der kreativen Richtung komme, also als Designerin tätig bin. Das ist jetzt ein bisschen klischeehaft, aber ich würde schon sagen Schwarz, weil das, was ich spiele, ja Hard Techno ist; eher schneller und so ein bisschen hypnotisch. Und ich finde auch diesen Berlin-Techno – dieses Industrielle – ziemlich cool und da passt halt Schwarz einfach am besten. Aber ich versuche schon, das auch manchmal aufzulockern und melodische Elemente mit reinzubringen. Also vielleicht auch ein bisschen bunt. (Lacht) Aber Schwarz ist ja auch nicht automatisch langweilig und gar keine Farbe, sondern eigentlich die Ansammlung aller Farben, zusammen in einer.

 

Interessante Erläuterung. Hard Techno ist also das Genre, welchem du deinen Stil zuordnest?

Ja, auf jeden Fall. Es gibt ja ganz viele Unterkategorien und Richtungen vom Techno und ich bin da auch selber gar nicht so fließend drin, würde ich behaupten. Bin schnell überfordert, wenn man mich das fragt, aber ich glaube, das was ich mache, ist schon klassischer Hard Techno, ja, und eben auch ein bisschen dieser 90s-Berlin-Techno – den feier' ich sehr. 

Foto: hautnah Kreativagentur

Welche Rolle spielt denn für dich die Auswahl und die Abfolge deiner Tracks während eines Sets? Hast du eine Lieblings-Playtime und hat deine Playtime Auswirkung auf deine Setlist oder bleibst du da immer so straight auf deinem "harten Weg"?

Tatsächlich werde ich meistens fürs Closing gebucht, weil ich doch eher schnell unterwegs bin (wir lachen über die Formulierung), mit so 145 bis 150 bpm. Also es geht natürlich noch härter, aber ja, doch, bisher sind es meistens Closings gewesen und ich mag das eigentlich auch ganz gerne, weil man da so ein bisschen... (Denkt nach) Die Crowd ist eben schon on fire und man kann dann so ein bisschen machen, was man will bzw. die so mitreißen und dann irgendwie das Ende so zu begleiten, bis der Club schließt, das macht schon sau Spaß!

Ich mache mir auf jeden Fall immer vorher Gedanken über meine Sets und darüber, wie ich sie aufbauen möchte. Ich hab‘ ganz gerne einen leichten Übergang, also ich hole die Leute gerne erst mal ab und gucke eben, was der DJ vor mir aufgelegt hat, sodass ich jetzt nicht gleich von vornherein hart reinhaue, wenn vorher irgendwie was Entspannteres lief und versuche dann einen Übergang zu schaffen, sodass man in diesen Techno-Trance-Zustand (Anm. d. Red.: Gemeint ist der Bewusstseinszustand Trance) gut reinkommt. Gegen Ende finde ich es auch ganz lustig, immer mal ein paar Trance-Elemente (Anm. d. Red.: Gemeint ist die Musikrichtung Trance) mit einzubauen oder bisschen happier zu werden, um die Leute wieder aufzuwecken und damit man dann irgendwie mit einem guten Gefühl nach Hause geht.

Sweet! Und wo siehst du aktuelle Trends im Techno? Meiner Auffassung nach ist im Moment viel Bewegung in der Szene und es kommt viel Neues hinzu, worüber verschiedene Meinungen herrschen. Was ist deine Meinung dazu und wie gehst du persönlich mit der Balance zwischen der Anpassung an Trends und der Aufrechterhaltung deines eigenen Stils um?

Das ist eine sehr schwierige Frage. (Lacht) Da kann man unfassbar weit ausholen. Ich glaube generell, beim Thema Techno-Trends kommen einem direkt erst mal Instagram und TikTok in den Kopf. Ich vermute, die Trendentwicklung ist schon krass dahin, dass da oft diese bestimmten Sounds verwendet werden und irgendwelche Remixe eben dabei sind, die die Leute dann immer wieder hören und die dadurch im Kopf haben, sodass sowas teilweise auch auf großen Festivals gespielt wird. Zum Beispiel dieser eine bekannte Track damals, der so gehyped wurde... (Denkt nach) "Push up" heißt der, glaube ich, wos in den Lyrics als nur geht "pusher, pusher, pusher".

Katrina performt automatisch ein wenig, während sie mir die Lyrics vorträgt und ich steige mit ein, weil ich den Track erkannt habe. Wir freuen uns.

Den haben jedenfalls eine Zeit lang sehr viele gespielt. Aber was ich für mich auf jeden Fall sagen kann, ist: I don't care! Also klar, ich habe auch Instagram. Ich gucke auch Reels. Ich hab‘ auch TikTok und sehe dann auch mal was oder höre was, was ich gut finde und lasse mich da vielleicht auch mal inspirieren. Wenn ich jetzt was finden würde, was mir gefällt, dann würde ich den Track auch kaufen und auch mal spielen, weil die Leute sich wahrscheinlich freuen, wenn sie was hören, was sie wiedererkennen. An sich will ich aber schon gerne mein eigenes Ding durchziehen und ich glaube, es ist auch gut, als DJ so ein bisschen seine eigene Schiene zu haben. Klar, auch die Leute abzuholen irgendwo – die sollen sich ja wohlfühlen – aber ich finde es natürlich auch schön, wenn die Leute kommen, weil sie eben genau den Sound hören wollen, den ich spiele. Deshalb möchte ich mich davon eigentlich nicht zu sehr beeinflussen lassen.

Wenn du uns einen Track von einem beliebigen Künstler oder einer Künstlerin empfehlen sollst, welcher ist das?

Nur ein Einziger? Schwer. (Überlegt) Ich habe viele, viele Lieblings-Tracks, aber einer ist ganz besonders in meinem Herzen. Wenn ich jetzt nur einen wählen darf, dann ist das auf jeden Fall "Stella" von Thomas Schumacher. Das kommt jetzt vielleicht ganz unerwartet, weil der viel langsamer ist als das, was ich eigentlich spiele und der aus 2017 ist, glaube ich. Also der ist wirklich alt, aber dieser wummernde Bass und der Aufbau von dem Song, das hat mich damals so abgeholt und das ist wirklich schon jahrelang mein meistgehörter und mein absoluter Favorite-Track. Ich feier‘ auch Thomas Schumacher total und er hat mich so ein bisschen auf die dunkle Seite vom Techno geholt. Ich glaube, deshalb ist das der Track, den ich sagen würde.

 

Gönnt euch den Track, Leute!

Foto: Sasa Josic, Shirt: Paradox

Wenn du eine Zeitmaschine hättest, welche legendäre Technoparty oder welche Clubnacht würdest du gerne besuchen und warum?

Da bin ich mir direkt ziemlich sicher! Irgendeine Omen-Party, Omen Closing oder so. Ich glaube, das war richtig, richtig crazy damals in Frankfurt und ich bin eh so ein kleines Frankfurt-Kind, also ich gehe super gerne in Frankfurt feiern. Das Omen hat ja geschlossen, da war ich noch in den Kinderschuhen, aber ich glaube, diese Zeit war richtig cool und dass die Leute von überall – teilweise auch von außerhalb deutschlands – dahin gekommen sind und dann da Sven Väth und andere Größen aufgelegt haben... Das hätte ich mir schon gerne mal mit reingezogen! (...) Das Omen war der Club, der unter anderen Sven Väth gehört hat.

 

War das nicht das Cocoon

 

Das war dann das Label. Das Cocoon kam erst später.

Ah, okay. Aber war das dieselbe Location, in der jetzt das Zoom, also ehemals Cocoon, ist oder wo war das Omen damals?

Ne, das war eine andere. So ein altes Parkhaus, aber da steht jetzt irgendein Industriegebäude. Die haben das abgerissen, da waren wir fast noch Babys. Also so 1998 oder 1999 hat das geschlossen, glaube ich.

 

Alright. Und wo würdest du heutzutage selbst gerne mal auflegen?

 

Also richtig gerne würde ich mal im Tanzhaus auflegen. Das hab‘ ich nämlich noch nicht, aber da bin ich öfter mal zu Gast (lacht) und finde es eigentlich immer sehr schön bzw. war da einfach schon unzählige Male. Von daher würde ich mich da wahrscheinlich wie zu Hause fühlen, nur mal auf der anderen Seite und das fänd’ ich sehr spannend. Ansonsten hätte ich auch richtig Bock, mal auf einem Festival oder so aufzulegen, aber da habe ich jetzt gar nichts Bestimmtes im Kopf. Es ist einfach noch mal was anderes, so draußen, wenn man diesen Festival-Vibe hat. Das macht, glaube ich, auch sehr viel Spaß.

 

Ja, finde ich auch, weil alle so als Gemeinschaft irgendwie da sind, über mehrere Tage – das ist echt immer ein besonderer Vibe.

 

Genau!

 

Du hattest eben bereits das Tanzhaus genannt. Die Clubs oder die Veranstaltungen, bei denen du gerne mal auflegen würdest, sind also auch deine Favoriten, wenn du selbst feiern gehst oder machst du da noch mal einen Unterschied?

Ja, doch, Tanzhaus ist so klassisch das, wo ich öfter hingehe. In letzter Zeit fand‘ ich das Tokonoma aber auch ziemlich cool; das ist auch in Frankfurt. Wie gesagt, ich bin generell eher in Frankfurt feiern, weil in Wiesbaden (seufzt) gibt es halt das Kesselhaus im Schlachthof – da machen wir ja auch die K5-Partys – oder eben die KREA, wenn da Kollektive Partys feiern. Da war ich auch schon als DJ – bei Surrealismus zum Beispiel – und da gehe ich so hin, aber eben doch meistens nach Frankfurt oder wenn man mal mit Freunden nach Berlin fährt und sich da das Sisyphos gibt. (Lacht)

Da würdest du dann wahrscheinlich auch nicht ablehnen, wenn vom Sisy ‘ne Anfrage kommen würde?

Um Gottes Willen! Das wär so cool! Sisyphos Tunnel – da wär ich dabei!

Gibt es denn ein Ritual oder eine Gewohnheit, die du vor jedem Auftritt praktizierst?

Hmm. Also so explizit eigentlich nicht. Was aber eine Art Ritual geworden ist, ist: Ich habe immer ein, zwei oder drei Freunde dabei, die mich bisher begleitet haben auf meinen Gigs. Meistens kommen wir ein bisschen früher da hin, trinken dann noch mal ein Bierchen oder ein Sektchen und dann bereite ich mich seelisch und moralisch darauf vor, aufzulegen. Es ist immer voll schön, dass jemand dabei ist, dem man vertraut, weil das auch gut gegen die Aufregung hilft. An der Stelle möchte ich mich auf jeden Fall auch mal bei meinen Freunden bedanken. Danke, dass ihr letztes Jahr immer dabei wart! Das bedeutet mir ganz viel.

Richtig schön! Das heißt, der Kreis, in dem du dich innerhalb der Szene bewegst, spielt auch eine wichtige Rolle für deinen Werdegang als DJ und die Unterstützung deiner Kunst? Das wäre bestimmt was anderes, wenn deine Freunde jetzt alle nur Rock hören würden, oder?

 

Auf jeden Fall. Da kann ich mich echt glücklich schätzen, weil der Großteil meines Freundeskreises – oder eigentlich fast mein gesamter Freundeskreis – hört ebenfalls Techno und geht gerne auf die gleichen Veranstaltungen, auf die ich auch gehe und die meisten – nicht alle, das verstehe ich auch total – feiern auch diesen superschnellen Hard Techno. Die Mehrheit ist aber immer am Start und recht begeistert und das gibt einem einen krassen Aufschwung. Also ich glaube, ohne meine Freunde und auch ohne die Leute, die gesagt haben "Geh raus und mach das so! Du kriegst das hin!" würde ich es auch nicht mehr machen.

 

Das freut mich total zu hören.

Was denkst du, wie Techno in 50 Jahren klingen wird und welche Rolle spielst du dann noch dabei?

(Überlegt) Die Entwicklung von Techno in den nächsten 50 Jahren? Keine Ahnung! Da kann ich nicht viel zu sagen, weil das kann man ja nicht beeinflussen. Ich würde fast schätzen, weil es gerade so diesen Trend hat – immer schneller, immer höher, immer weiter, immer experimenteller – dass da auf jeden Fall noch einiges passiert. Was ich mir aber auch sehr gut vorstellen kann, ist, dass alles wieder "back to the roots" geht und dann vielleicht doch auch wieder ein bisschen langsamer und minimalistischer wird. Das wird sich zeigen. Und wo ich mich da sehe... Ja, mal gucken. (Lacht) Also tendenziell habe ich auf jeden Fall Bock, auch mal was zu produzieren und will mich da in Zukunft mal mit beschäftigen. Vielleicht schafft man ja irgendwas, was in 50 Jahren noch Bestand hat und dann auch mit in die Technoszene einfließt.

 

Und dann von anderen jungen Newcomer:innen gespielt wird?

 

Ja, genau. Aber vielleicht sehe ich mich da auch immer noch im Club stehen. Ich meine, ein Sven Väth legt ja auch noch auf. Vielleicht halte ich durch. (Lacht)

 

Gibt es ein unerwartetes Hobby oder eine Leidenschaft, die du neben dem DJing pflegst und beeinflusst diese deine Musik?

Unerwartet ist es jetzt vielleicht nicht, weil ich ja vorhin schon das mit dem Designen gesagt habe, aber ja, ich male. Also ich verstehe mich generell als Künstlerin, in welchem Rahmen auch immer, weil ich das jetzt nicht so krass praktiziere, aber natürlich beeinflusst die Kunstszene die Musikszene bzw. beeinflussen sie sich, denke ich, gegenseitig. Dementsprechend beeinflusst mein Musikstil auch ein bisschen meine Gemälde oder die Bilder auch die Musik. Ich finde es schwierig zu sagen, aber generell ist mein Stil halt nicht so bubbly und happy, sondern eher abstrakter und vielleicht auch mal düsterer und das finde ich auf jeden Fall in der Kunst sowie im Techno wieder.

Und was macht dich ansonsten happy?

(Denkt nach) Gute Musik und Zeit mit meinen Freunden - den Leuten, die ich liebe. Generell Liebe und Connection mit anderen Leuten ist einfach ein ganz wichtiger Teil und ich glaube, das ist auch der Teil, der die Techno-Szene zu so einem Happy Place macht, weil die Leute einfach sehr angenehm sind und einen guten Vibe versprühen. Außerdem noch Yoga und auch so ruhige Momente für mich selbst. Und was mich auch immer sehr happy macht und was jetzt hoffentlich bald wieder der Fall sein wird, ist: Aperol Spritz im Sonnenschein!

Witzig! Ich hab‘ ein bisschen gehofft, dass du Aperol Spritz sagst, weil das unter anderem auch meine Antwort gewesen wäre.

 

(Lacht) Oh ja!

 

Wiesbaden, Mainz und deren Kulturszene. Darüber wird im Moment wieder viel gesprochen. Besonders darüber, dass – gerade für eine Landeshauptstadt – doch einige Defizite zu verzeichnen sind. Was würdest du dir denn für die Szene hier generell wünschen?

 

Also gerade aus der Veranstaltersicht würde ich mir persönlich von Wiesbaden wünschen, einfach ein bisschen mehr Unterstützung zu bekommen. Es ist leider doch so, dass es einem immer wieder schwer gemacht wird, irgendwo Fuß zu fassen. Viele Clubs schließen total schnell wieder. Es gibt nicht wirklich Places, wo man sich ausleben kann und ich finde, die Techno- und generell die Clubkultur sollte mehr als Kultur an sich verstanden werden, weil: Die Menschen brauchen das! Man muss sich auch irgendwo mal austanzen und aus dem Alltag ausbrechen können. Und ja, leider gibt es da in Wiesbaden an sich nicht so viele Möglichkeiten. Deshalb umso cooler, dass es so viele Kollektive gibt, die sich da wirklich immer wieder Mühe geben und irgendwelche Veranstaltungen planen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Es wäre schön, vielleicht auch mal draußen die Chance zu haben – wie damals bei dem Folklore-Festival, was ja auch nicht mehr stattfinden darf – Musik wieder mehr in den Stadtalltag zu bringen und Party nicht immer so negativ behaftet zu sehen, also positiver mit dem Thema umzugehen und dem mehr Raum zu geben. Clubkultur ist eben einfach ein wichtiger Teil der Kulturszene und man will ja auch nicht, dass die Leute immer wieder in andere Städte gehen müssen, sondern eigentlich ist es natürlich cooler, wenn die eigene Stadt, in der man wohnt, es auch anbietet oder unterstützt.

 

Dem kann ich nur zustimmen.

Foto: Lucie Linn Stoll

Wie beurteilst du die aktuelle Präsenz von Frauen in der elektronischen Musikszene? Welche Veränderungen möchtest du in Bezug auf Gleichberechtigung und Diversity in der Zukunft noch sehen?

Ich würde sagen, da ist schon viel Wandel passiert. Ich sehe auf jeden Fall, dass in den letzten Jahren und besonders im letzten Jahr, diese ziemlich männerdominierte Szene sehr viel weiblichen Zuwachs bekommen hat, die Frauen lauter und auch sehr gefördert werden, was mich total freut. Ich würde allen, die überlegen, ob sie das auch machen möchten, mitgeben, dass man nicht zu schüchtern sein darf, sondern so laut wie möglich (schmunzelt) und einfach mitmachen sollte. Weil ich glaube, man hat jetzt gerade auch sehr gute Chancen, sich einzubringen und wird gefördert. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt und sich einfach zu einem (…) wie sagt man (…) naja, in so eine ausgeglichene Richtung bewegt eben. Aber ich sehe das eigentlich auch für die Zukunft. Also ich denke, da passiert noch viel.

Klingt gut! Kommen wir zu meiner letzten Frage: Hast du einen Lieblingsort in Wiesbaden oder generell dem Rhein-Main-Gebiet, den du unseren Leser:innen gerne empfehlen möchtest? Wo bist du gerne und was würdest du Leuten empfehlen, die sich hier vielleicht noch nicht so gut auskennen?

 

Also abgesehen von der Clubszene jetzt habe ich an Wiesbaden-Shout-Outs zum einen das hier und jetzt; das ist mein absolutes Lieblingscafé. Die machen richtig tolle Zimtschnecken! Ich persönlich nehme immer Kardamomschnecken, weil ich Zimtgeschmack nicht so mag, aber die backen alles selber und sind supersweet. Da bin ich auf jeden Fall gerne! Ansonsten so an Bars, finde ich, kann man super schön im Tagwerk abends mal ein Bierchen trinken. Außerdem gibt es dort auch manchmal echt coole Livekonzerte. Die machen auch ab und zu so Bastelworkshops; deshalb lohnt es sich, denen bei Instagram zu folgen und immer mal wieder zu gucken. Dann gibt es noch das Café Klatsch - das kennen die meisten, glaube ich, auch. Das ist bei mir um die Ecke, das ist praktisch (lacht) und das ist auch ein Kollektiv, was das führt. Da fühlt man sich eigentlich immer sehr wohl und es hat so eine gemütliche Atmosphäre. Was ich auch sehr mag, ist das Weinod. Da gibt es immer super leckere Weine und man sitzt in familiärer Atmosphäre. Das sind so meine Empfehlungen. Ich überlege die ganze Zeit, ob mir noch irgendwas einfällt, wo man keinen Alkohol trinkt (lacht). Auf jeden Fall auch noch Shout-Out an die KREA! Gerade jetzt im Sommer mit diesem Containerwagen da vorne dran, die Vogeltränke, wo man auch draußen sitzen kann. Die machen da manchmal so Live-Performances oder Konzerte und das ist eigentlich auch immer nice, um hinzugehen. Da trifft man immer Leute und es ist ein cooler Ort, was Kultur angeht.

Danke für die Tipps!

Zum Abschluss noch die Frage, die vom zuletzt interviewten Kollektiv Continuum gestellt wurde: Wenn du eine Pizza wärst, welche wärst du?

 

Wenn ich eine Pizza wäre? Hmm, ich glaube, ich wäre eine Pizza Caprese mit extra Kapern und Oliven. Das ist meine Lieblingspizza und ich finde, das passt auch irgendwie ganz gut zu mir.

Wir umarmen uns und gesellen uns wieder zu den anderen, die schon darauf warten, dass Katrina zum nächsten Outfit wechselt, um sich hinter dem DJ-Pult zur Musik zu bewegen. „Was eine Hammerfrau!", denke ich mir und erfreue mich weiter an dem bunten Treiben um mich herum. Obwohl ich selbst schon lange innerhalb der Clubkultur aktiv bin, hat mir unser Interview neue Perspektiven eröffnet. Ich finde es bemerkenswert, mit wie viel Herzblut Katrina und das Kollektiv Fünfsinn darum kämpfen, die Szene im als eher spießig geltenden Wiesbaden zu stärken und wünsche mir, dass sie in Zukunft noch viele Gelegenheiten bekommen werden, Menschen mit ihren Partys und der Musik glücklich zu machen.

Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr von Katrina sehen oder hören möchte, sollte ihren SoundCloud-Stream checken und ihr auf Instagram folgen, wo sie uns regelmäßig auf dem Laufenden hält. Und alle, die auch mal den besonderen Vibe auf Raves spüren möchten, haben am 30. April die Gelegenheit dazu. Auf der Hanz in den Mai-Party in der KREA wird Katrinity wieder das Closing spielen.

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Im energetischen Ambiente des Clubs Alter Ego in Würzburg, umgeben vom Licht einer pulsierenden LED-Decke, treffe ich Katrina. Als Techno-DJ und Designerin verkörpert sie die Essenz der urbanen Kunst und ist heute als Model hier zu Gast. Obwohl wir eigentlich beide aus dem Rhein-Main-Gebiet kommen, könnte das Setting für unser Interview nicht passender sein. Wir befinden uns beim Fotoshooting für die neue Kollektion des Modelabels Paradox, das fair produzierte T-Shirts für den Dancefloor kreiert. Während die anderen Models weiter vor der Kamera posieren, machen Katrina und ich es uns in einer Sitzecke gemütlich, um über ihre Verbindung zu Musik, aktuelle Trends der elektronischen Musikszene sowie den Stellenwert der Clubkultur in Wiesbaden zu plaudern. 

Hey Katrinity! Wir kennen uns, aber stell‘ dich doch unseren Leser:innen kurz vor. Woher kommst du, in welcher Szene bewegst du dich und wie kam es dazu?

Hey! Mein Name ist Katrina und mein DJ-Name ist Katrinity, wie du eben schon gesagt hast. Ich wohne in Wiesbaden und komme aus der Techno-Richtung. Ich höre Techno selber schon seit ich 17 bin und auf meine ersten Raves gegangen bin. Das kommt ein bisschen daher, dass ich aus einer Musikerfamilie komme, also meine Eltern haben immer in Bands gespielt und es lief eigentlich immer Musik bei uns. Das heißt, das hat mich schon immer begleitet. Dann war ich das erste Mal auf einem Rave – also einer Veranstaltung mit elektronischer Musik – und das war ganz anders als alles, was ich vorher gehört habe oder was ich so kannte und das hat irgendwie total zu mir gesprochen. Ich fand‘ das einfach schön – mal was anderes, ohne Gesang und irgendwie diese repetitiven Muster. Auf jeden Fall bin ich deshalb irgendwie beim Techno gelandet, seitdem auch immer Techno feiern gewesen und dadurch auch zum Kollektiv Fünfsinn gekommen vor, ich weiß nicht, zwei Jahren oder so ungefähr.

Und zum Auflegen bist du auch durchs Kollektiv gekommen, oder?

Genau. Also mich verbindet halt schon immer viel mit der Techno-Szene, weil ich da einfach schon lange irgendwie dabei war und auch immer so ein Teil davon sein wollte. Dadurch, dass das Kollektiv dann irgendwann ein bisschen größer geworden ist und ich dazukam, hatte ich auch total Bock, mitzuwirken und Veranstaltungen mitzumachen. Und zum Auflegen an sich: Einer meiner Mitbewohner, der Maxi, hat damals schon aufgelegt und er hatte mir das dann mal so ein bisschen gezeigt. Ich fand es echt cool und dachte mir, das kann man ja auch mal mit Freunden zu Hause auf irgendwelchen Afterhours oder Privatpartys machen und hab mir dann so einen Player geholt; diesen Günstigen. (Lacht) Ich hab‘ den auch schon mehrere Jahre, aber habe nie wirklich großartig was gemacht. Tatsächlich bin ich durch das Kollektiv dann da so reingekommen, vor circa einem Jahr, als ich das erste Mal auf einer richtigen Veranstaltung aufgelegt habe - in Mainz, bei der Motion.

Wenn die Musik, die du auflegst, eine Farbe hätte, welche wäre es und warum?

Uh, das ist voll die spannende Frage! Für mich vor allem, weil ich ja auch aus der kreativen Richtung komme, also als Designerin tätig bin. Das ist jetzt ein bisschen klischeehaft, aber ich würde schon sagen Schwarz, weil das, was ich spiele, ja Hard Techno ist; eher schneller und so ein bisschen hypnotisch. Und ich finde auch diesen Berlin-Techno – dieses Industrielle – ziemlich cool und da passt halt Schwarz einfach am besten. Aber ich versuche schon, das auch manchmal aufzulockern und melodische Elemente mit reinzubringen. Also vielleicht auch ein bisschen bunt. (Lacht) Aber Schwarz ist ja auch nicht automatisch langweilig und gar keine Farbe, sondern eigentlich die Ansammlung aller Farben, zusammen in einer.

 

Interessante Erläuterung. Hard Techno ist also das Genre, welchem du deinen Stil zuordnest?

Ja, auf jeden Fall. Es gibt ja ganz viele Unterkategorien und Richtungen vom Techno und ich bin da auch selber gar nicht so fließend drin, würde ich behaupten. Bin schnell überfordert, wenn man mich das fragt, aber ich glaube, das was ich mache, ist schon klassischer Hard Techno, ja, und eben auch ein bisschen dieser 90s-Berlin-Techno – den feier' ich sehr. 

Foto: hautnah Kreativagentur

Welche Rolle spielt denn für dich die Auswahl und die Abfolge deiner Tracks während eines Sets? Hast du eine Lieblings-Playtime und hat deine Playtime Auswirkung auf deine Setlist oder bleibst du da immer so straight auf deinem "harten Weg"?

Tatsächlich werde ich meistens fürs Closing gebucht, weil ich doch eher schnell unterwegs bin (wir lachen über die Formulierung), mit so 145 bis 150 bpm. Also es geht natürlich noch härter, aber ja, doch, bisher sind es meistens Closings gewesen und ich mag das eigentlich auch ganz gerne, weil man da so ein bisschen... (Denkt nach) Die Crowd ist eben schon on fire und man kann dann so ein bisschen machen, was man will bzw. die so mitreißen und dann irgendwie das Ende so zu begleiten, bis der Club schließt, das macht schon sau Spaß!

Ich mache mir auf jeden Fall immer vorher Gedanken über meine Sets und darüber, wie ich sie aufbauen möchte. Ich hab‘ ganz gerne einen leichten Übergang, also ich hole die Leute gerne erst mal ab und gucke eben, was der DJ vor mir aufgelegt hat, sodass ich jetzt nicht gleich von vornherein hart reinhaue, wenn vorher irgendwie was Entspannteres lief und versuche dann einen Übergang zu schaffen, sodass man in diesen Techno-Trance-Zustand (Anm. d. Red.: Gemeint ist der Bewusstseinszustand Trance) gut reinkommt. Gegen Ende finde ich es auch ganz lustig, immer mal ein paar Trance-Elemente (Anm. d. Red.: Gemeint ist die Musikrichtung Trance) mit einzubauen oder bisschen happier zu werden, um die Leute wieder aufzuwecken und damit man dann irgendwie mit einem guten Gefühl nach Hause geht.

Sweet! Und wo siehst du aktuelle Trends im Techno? Meiner Auffassung nach ist im Moment viel Bewegung in der Szene und es kommt viel Neues hinzu, worüber verschiedene Meinungen herrschen. Was ist deine Meinung dazu und wie gehst du persönlich mit der Balance zwischen der Anpassung an Trends und der Aufrechterhaltung deines eigenen Stils um?

Das ist eine sehr schwierige Frage. (Lacht) Da kann man unfassbar weit ausholen. Ich glaube generell, beim Thema Techno-Trends kommen einem direkt erst mal Instagram und TikTok in den Kopf. Ich vermute, die Trendentwicklung ist schon krass dahin, dass da oft diese bestimmten Sounds verwendet werden und irgendwelche Remixe eben dabei sind, die die Leute dann immer wieder hören und die dadurch im Kopf haben, sodass sowas teilweise auch auf großen Festivals gespielt wird. Zum Beispiel dieser eine bekannte Track damals, der so gehyped wurde... (Denkt nach) "Push up" heißt der, glaube ich, wos in den Lyrics als nur geht "pusher, pusher, pusher".

Katrina performt automatisch ein wenig, während sie mir die Lyrics vorträgt und ich steige mit ein, weil ich den Track erkannt habe. Wir freuen uns.

Den haben jedenfalls eine Zeit lang sehr viele gespielt. Aber was ich für mich auf jeden Fall sagen kann, ist: I don't care! Also klar, ich habe auch Instagram. Ich gucke auch Reels. Ich hab‘ auch TikTok und sehe dann auch mal was oder höre was, was ich gut finde und lasse mich da vielleicht auch mal inspirieren. Wenn ich jetzt was finden würde, was mir gefällt, dann würde ich den Track auch kaufen und auch mal spielen, weil die Leute sich wahrscheinlich freuen, wenn sie was hören, was sie wiedererkennen. An sich will ich aber schon gerne mein eigenes Ding durchziehen und ich glaube, es ist auch gut, als DJ so ein bisschen seine eigene Schiene zu haben. Klar, auch die Leute abzuholen irgendwo – die sollen sich ja wohlfühlen – aber ich finde es natürlich auch schön, wenn die Leute kommen, weil sie eben genau den Sound hören wollen, den ich spiele. Deshalb möchte ich mich davon eigentlich nicht zu sehr beeinflussen lassen.

Wenn du uns einen Track von einem beliebigen Künstler oder einer Künstlerin empfehlen sollst, welcher ist das?

Nur ein Einziger? Schwer. (Überlegt) Ich habe viele, viele Lieblings-Tracks, aber einer ist ganz besonders in meinem Herzen. Wenn ich jetzt nur einen wählen darf, dann ist das auf jeden Fall "Stella" von Thomas Schumacher. Das kommt jetzt vielleicht ganz unerwartet, weil der viel langsamer ist als das, was ich eigentlich spiele und der aus 2017 ist, glaube ich. Also der ist wirklich alt, aber dieser wummernde Bass und der Aufbau von dem Song, das hat mich damals so abgeholt und das ist wirklich schon jahrelang mein meistgehörter und mein absoluter Favorite-Track. Ich feier‘ auch Thomas Schumacher total und er hat mich so ein bisschen auf die dunkle Seite vom Techno geholt. Ich glaube, deshalb ist das der Track, den ich sagen würde.

 

Gönnt euch den Track, Leute!

Foto: Sasa Josic, Shirt: Paradox

Wenn du eine Zeitmaschine hättest, welche legendäre Technoparty oder welche Clubnacht würdest du gerne besuchen und warum?

Da bin ich mir direkt ziemlich sicher! Irgendeine Omen-Party, Omen Closing oder so. Ich glaube, das war richtig, richtig crazy damals in Frankfurt und ich bin eh so ein kleines Frankfurt-Kind, also ich gehe super gerne in Frankfurt feiern. Das Omen hat ja geschlossen, da war ich noch in den Kinderschuhen, aber ich glaube, diese Zeit war richtig cool und dass die Leute von überall – teilweise auch von außerhalb deutschlands – dahin gekommen sind und dann da Sven Väth und andere Größen aufgelegt haben... Das hätte ich mir schon gerne mal mit reingezogen! (...) Das Omen war der Club, der unter anderen Sven Väth gehört hat.

 

War das nicht das Cocoon

 

Das war dann das Label. Das Cocoon kam erst später.

Ah, okay. Aber war das dieselbe Location, in der jetzt das Zoom, also ehemals Cocoon, ist oder wo war das Omen damals?

Ne, das war eine andere. So ein altes Parkhaus, aber da steht jetzt irgendein Industriegebäude. Die haben das abgerissen, da waren wir fast noch Babys. Also so 1998 oder 1999 hat das geschlossen, glaube ich.

 

Alright. Und wo würdest du heutzutage selbst gerne mal auflegen?

 

Also richtig gerne würde ich mal im Tanzhaus auflegen. Das hab‘ ich nämlich noch nicht, aber da bin ich öfter mal zu Gast (lacht) und finde es eigentlich immer sehr schön bzw. war da einfach schon unzählige Male. Von daher würde ich mich da wahrscheinlich wie zu Hause fühlen, nur mal auf der anderen Seite und das fänd’ ich sehr spannend. Ansonsten hätte ich auch richtig Bock, mal auf einem Festival oder so aufzulegen, aber da habe ich jetzt gar nichts Bestimmtes im Kopf. Es ist einfach noch mal was anderes, so draußen, wenn man diesen Festival-Vibe hat. Das macht, glaube ich, auch sehr viel Spaß.

 

Ja, finde ich auch, weil alle so als Gemeinschaft irgendwie da sind, über mehrere Tage – das ist echt immer ein besonderer Vibe.

 

Genau!

 

Du hattest eben bereits das Tanzhaus genannt. Die Clubs oder die Veranstaltungen, bei denen du gerne mal auflegen würdest, sind also auch deine Favoriten, wenn du selbst feiern gehst oder machst du da noch mal einen Unterschied?

Ja, doch, Tanzhaus ist so klassisch das, wo ich öfter hingehe. In letzter Zeit fand‘ ich das Tokonoma aber auch ziemlich cool; das ist auch in Frankfurt. Wie gesagt, ich bin generell eher in Frankfurt feiern, weil in Wiesbaden (seufzt) gibt es halt das Kesselhaus im Schlachthof – da machen wir ja auch die K5-Partys – oder eben die KREA, wenn da Kollektive Partys feiern. Da war ich auch schon als DJ – bei Surrealismus zum Beispiel – und da gehe ich so hin, aber eben doch meistens nach Frankfurt oder wenn man mal mit Freunden nach Berlin fährt und sich da das Sisyphos gibt. (Lacht)

Da würdest du dann wahrscheinlich auch nicht ablehnen, wenn vom Sisy ‘ne Anfrage kommen würde?

Um Gottes Willen! Das wär so cool! Sisyphos Tunnel – da wär ich dabei!

Gibt es denn ein Ritual oder eine Gewohnheit, die du vor jedem Auftritt praktizierst?

Hmm. Also so explizit eigentlich nicht. Was aber eine Art Ritual geworden ist, ist: Ich habe immer ein, zwei oder drei Freunde dabei, die mich bisher begleitet haben auf meinen Gigs. Meistens kommen wir ein bisschen früher da hin, trinken dann noch mal ein Bierchen oder ein Sektchen und dann bereite ich mich seelisch und moralisch darauf vor, aufzulegen. Es ist immer voll schön, dass jemand dabei ist, dem man vertraut, weil das auch gut gegen die Aufregung hilft. An der Stelle möchte ich mich auf jeden Fall auch mal bei meinen Freunden bedanken. Danke, dass ihr letztes Jahr immer dabei wart! Das bedeutet mir ganz viel.

Richtig schön! Das heißt, der Kreis, in dem du dich innerhalb der Szene bewegst, spielt auch eine wichtige Rolle für deinen Werdegang als DJ und die Unterstützung deiner Kunst? Das wäre bestimmt was anderes, wenn deine Freunde jetzt alle nur Rock hören würden, oder?

 

Auf jeden Fall. Da kann ich mich echt glücklich schätzen, weil der Großteil meines Freundeskreises – oder eigentlich fast mein gesamter Freundeskreis – hört ebenfalls Techno und geht gerne auf die gleichen Veranstaltungen, auf die ich auch gehe und die meisten – nicht alle, das verstehe ich auch total – feiern auch diesen superschnellen Hard Techno. Die Mehrheit ist aber immer am Start und recht begeistert und das gibt einem einen krassen Aufschwung. Also ich glaube, ohne meine Freunde und auch ohne die Leute, die gesagt haben "Geh raus und mach das so! Du kriegst das hin!" würde ich es auch nicht mehr machen.

 

Das freut mich total zu hören.

Was denkst du, wie Techno in 50 Jahren klingen wird und welche Rolle spielst du dann noch dabei?

(Überlegt) Die Entwicklung von Techno in den nächsten 50 Jahren? Keine Ahnung! Da kann ich nicht viel zu sagen, weil das kann man ja nicht beeinflussen. Ich würde fast schätzen, weil es gerade so diesen Trend hat – immer schneller, immer höher, immer weiter, immer experimenteller – dass da auf jeden Fall noch einiges passiert. Was ich mir aber auch sehr gut vorstellen kann, ist, dass alles wieder "back to the roots" geht und dann vielleicht doch auch wieder ein bisschen langsamer und minimalistischer wird. Das wird sich zeigen. Und wo ich mich da sehe... Ja, mal gucken. (Lacht) Also tendenziell habe ich auf jeden Fall Bock, auch mal was zu produzieren und will mich da in Zukunft mal mit beschäftigen. Vielleicht schafft man ja irgendwas, was in 50 Jahren noch Bestand hat und dann auch mit in die Technoszene einfließt.

 

Und dann von anderen jungen Newcomer:innen gespielt wird?

 

Ja, genau. Aber vielleicht sehe ich mich da auch immer noch im Club stehen. Ich meine, ein Sven Väth legt ja auch noch auf. Vielleicht halte ich durch. (Lacht)

 

Gibt es ein unerwartetes Hobby oder eine Leidenschaft, die du neben dem DJing pflegst und beeinflusst diese deine Musik?

Unerwartet ist es jetzt vielleicht nicht, weil ich ja vorhin schon das mit dem Designen gesagt habe, aber ja, ich male. Also ich verstehe mich generell als Künstlerin, in welchem Rahmen auch immer, weil ich das jetzt nicht so krass praktiziere, aber natürlich beeinflusst die Kunstszene die Musikszene bzw. beeinflussen sie sich, denke ich, gegenseitig. Dementsprechend beeinflusst mein Musikstil auch ein bisschen meine Gemälde oder die Bilder auch die Musik. Ich finde es schwierig zu sagen, aber generell ist mein Stil halt nicht so bubbly und happy, sondern eher abstrakter und vielleicht auch mal düsterer und das finde ich auf jeden Fall in der Kunst sowie im Techno wieder.

Und was macht dich ansonsten happy?

(Denkt nach) Gute Musik und Zeit mit meinen Freunden - den Leuten, die ich liebe. Generell Liebe und Connection mit anderen Leuten ist einfach ein ganz wichtiger Teil und ich glaube, das ist auch der Teil, der die Techno-Szene zu so einem Happy Place macht, weil die Leute einfach sehr angenehm sind und einen guten Vibe versprühen. Außerdem noch Yoga und auch so ruhige Momente für mich selbst. Und was mich auch immer sehr happy macht und was jetzt hoffentlich bald wieder der Fall sein wird, ist: Aperol Spritz im Sonnenschein!

Witzig! Ich hab‘ ein bisschen gehofft, dass du Aperol Spritz sagst, weil das unter anderem auch meine Antwort gewesen wäre.

 

(Lacht) Oh ja!

 

Wiesbaden, Mainz und deren Kulturszene. Darüber wird im Moment wieder viel gesprochen. Besonders darüber, dass – gerade für eine Landeshauptstadt – doch einige Defizite zu verzeichnen sind. Was würdest du dir denn für die Szene hier generell wünschen?

 

Also gerade aus der Veranstaltersicht würde ich mir persönlich von Wiesbaden wünschen, einfach ein bisschen mehr Unterstützung zu bekommen. Es ist leider doch so, dass es einem immer wieder schwer gemacht wird, irgendwo Fuß zu fassen. Viele Clubs schließen total schnell wieder. Es gibt nicht wirklich Places, wo man sich ausleben kann und ich finde, die Techno- und generell die Clubkultur sollte mehr als Kultur an sich verstanden werden, weil: Die Menschen brauchen das! Man muss sich auch irgendwo mal austanzen und aus dem Alltag ausbrechen können. Und ja, leider gibt es da in Wiesbaden an sich nicht so viele Möglichkeiten. Deshalb umso cooler, dass es so viele Kollektive gibt, die sich da wirklich immer wieder Mühe geben und irgendwelche Veranstaltungen planen, allen Widrigkeiten zum Trotz. Es wäre schön, vielleicht auch mal draußen die Chance zu haben – wie damals bei dem Folklore-Festival, was ja auch nicht mehr stattfinden darf – Musik wieder mehr in den Stadtalltag zu bringen und Party nicht immer so negativ behaftet zu sehen, also positiver mit dem Thema umzugehen und dem mehr Raum zu geben. Clubkultur ist eben einfach ein wichtiger Teil der Kulturszene und man will ja auch nicht, dass die Leute immer wieder in andere Städte gehen müssen, sondern eigentlich ist es natürlich cooler, wenn die eigene Stadt, in der man wohnt, es auch anbietet oder unterstützt.

 

Dem kann ich nur zustimmen.

Foto: Lucie Linn Stoll

Wie beurteilst du die aktuelle Präsenz von Frauen in der elektronischen Musikszene? Welche Veränderungen möchtest du in Bezug auf Gleichberechtigung und Diversity in der Zukunft noch sehen?

Ich würde sagen, da ist schon viel Wandel passiert. Ich sehe auf jeden Fall, dass in den letzten Jahren und besonders im letzten Jahr, diese ziemlich männerdominierte Szene sehr viel weiblichen Zuwachs bekommen hat, die Frauen lauter und auch sehr gefördert werden, was mich total freut. Ich würde allen, die überlegen, ob sie das auch machen möchten, mitgeben, dass man nicht zu schüchtern sein darf, sondern so laut wie möglich (schmunzelt) und einfach mitmachen sollte. Weil ich glaube, man hat jetzt gerade auch sehr gute Chancen, sich einzubringen und wird gefördert. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt und sich einfach zu einem (…) wie sagt man (…) naja, in so eine ausgeglichene Richtung bewegt eben. Aber ich sehe das eigentlich auch für die Zukunft. Also ich denke, da passiert noch viel.

Klingt gut! Kommen wir zu meiner letzten Frage: Hast du einen Lieblingsort in Wiesbaden oder generell dem Rhein-Main-Gebiet, den du unseren Leser:innen gerne empfehlen möchtest? Wo bist du gerne und was würdest du Leuten empfehlen, die sich hier vielleicht noch nicht so gut auskennen?

 

Also abgesehen von der Clubszene jetzt habe ich an Wiesbaden-Shout-Outs zum einen das hier und jetzt; das ist mein absolutes Lieblingscafé. Die machen richtig tolle Zimtschnecken! Ich persönlich nehme immer Kardamomschnecken, weil ich Zimtgeschmack nicht so mag, aber die backen alles selber und sind supersweet. Da bin ich auf jeden Fall gerne! Ansonsten so an Bars, finde ich, kann man super schön im Tagwerk abends mal ein Bierchen trinken. Außerdem gibt es dort auch manchmal echt coole Livekonzerte. Die machen auch ab und zu so Bastelworkshops; deshalb lohnt es sich, denen bei Instagram zu folgen und immer mal wieder zu gucken. Dann gibt es noch das Café Klatsch - das kennen die meisten, glaube ich, auch. Das ist bei mir um die Ecke, das ist praktisch (lacht) und das ist auch ein Kollektiv, was das führt. Da fühlt man sich eigentlich immer sehr wohl und es hat so eine gemütliche Atmosphäre. Was ich auch sehr mag, ist das Weinod. Da gibt es immer super leckere Weine und man sitzt in familiärer Atmosphäre. Das sind so meine Empfehlungen. Ich überlege die ganze Zeit, ob mir noch irgendwas einfällt, wo man keinen Alkohol trinkt (lacht). Auf jeden Fall auch noch Shout-Out an die KREA! Gerade jetzt im Sommer mit diesem Containerwagen da vorne dran, die Vogeltränke, wo man auch draußen sitzen kann. Die machen da manchmal so Live-Performances oder Konzerte und das ist eigentlich auch immer nice, um hinzugehen. Da trifft man immer Leute und es ist ein cooler Ort, was Kultur angeht.

Danke für die Tipps!

Zum Abschluss noch die Frage, die vom zuletzt interviewten Kollektiv Continuum gestellt wurde: Wenn du eine Pizza wärst, welche wärst du?

 

Wenn ich eine Pizza wäre? Hmm, ich glaube, ich wäre eine Pizza Caprese mit extra Kapern und Oliven. Das ist meine Lieblingspizza und ich finde, das passt auch irgendwie ganz gut zu mir.

Wir umarmen uns und gesellen uns wieder zu den anderen, die schon darauf warten, dass Katrina zum nächsten Outfit wechselt, um sich hinter dem DJ-Pult zur Musik zu bewegen. „Was eine Hammerfrau!", denke ich mir und erfreue mich weiter an dem bunten Treiben um mich herum. Obwohl ich selbst schon lange innerhalb der Clubkultur aktiv bin, hat mir unser Interview neue Perspektiven eröffnet. Ich finde es bemerkenswert, mit wie viel Herzblut Katrina und das Kollektiv Fünfsinn darum kämpfen, die Szene im als eher spießig geltenden Wiesbaden zu stärken und wünsche mir, dass sie in Zukunft noch viele Gelegenheiten bekommen werden, Menschen mit ihren Partys und der Musik glücklich zu machen.

Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr von Katrina sehen oder hören möchte, sollte ihren SoundCloud-Stream checken und ihr auf Instagram folgen, wo sie uns regelmäßig auf dem Laufenden hält. Und alle, die auch mal den besonderen Vibe auf Raves spüren möchten, haben am 30. April die Gelegenheit dazu. Auf der Hanz in den Mai-Party in der KREA wird Katrinity wieder das Closing spielen.

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