Ein Nachmittag in der Kunstwerkstatt

Fotos:
Fotocredits: Enrico Franz
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Die Kunstwerkstatt in Wiesbaden. Oft bin ich schon an ihr vorbeigelaufen und fragte mich, was sich wohl dahinter verbirgt. Die Schaufenster sahen für mich schon immer sehr einladend aus. Viele Töpfe mit unterschiedlich großen Pinseln reihen sich mit anderen Malutensilien in der Auslage. Auch als vorbeilaufende:r Passant:in spürt man, dass dies ein Ort ist, an dem die Kreativität zu Hause ist.

Im Rahmen dieses Artikels war es nun so weit, anstatt vorbei zu laufen, führte mich diesmal mein Weg zum ersten Mal in die Kunstwerkstatt für meinen ersten Zeichenkurs hinein.

Die Kunstwerkstatt wurde übrigens im Jahre 2005 auf Initiative von Eva Raabe-Lindenblatt gegründet. Katja Rosenberg, welche die Kunstwerkstatt heute leitet, erzählte mir in unserem anschließenden Gespräch, dass sich anfangs vier Frauen die Räume der Kunstwerkstatt teilten und dort ihren individuellen künstlerischen Themen nachgingen. Katja stieß Ende 2006 dazu und bot ab Anfang 2007 Aquarell- und Acrylmalkurse, zunächst nur für Erwachsene, an. Mehrere Jahre teilte sich Katja die Räume des Ateliers mit Eva Raabe-Lindenblatt, bis diese im Jahr 2018 nach der schönen langen Zeit in der Kunstwerkstatt aus der Ateliergemeinschaft ausstieg. 

Über die Jahre wurden die Räume der Kunstwerkstatt schon von vielen Künstler:innen individuell genutzt. So bietet aktuell neben Katja mit ihren Mal- und Zeichenkursen auch Ismail Metin Ney-Unterricht in der Kunstwerkstatt an.  

In der Werkstatt angekommen, begrüßte mich Katja herzlich, welche den Kurs leitet, an dem ich teilnehmen durfte. Sie erzählte mir, dass wir uns heute unter anderem mit dem Thema Stillleben beschäftigen und hatte dafür schon einen Tisch mit vielen unterschiedlichen Inspirationsbildern für uns vorbereitet. Kurz nach mir trafen auch die anderen Teilnehmerinnen des Kurses ein und der Kurs begann. 

Manche Teilnehmerinnen hatten noch offene Projekte, an die sie sich gleich setzten und weiter arbeiteten, andere begannen an diesem Tag, wie ich, ein neues Bild. 

Wie am besten anfangen?, fragte ich mich. Daher ließ ich mich zunächst inspirieren, indem ich beobachte, was die anderen machten. Zwei Teilnehmerinnen entschieden sich dafür, das gleiche Stillleben zu zeichnen und bauten dieses gerade auf. Eine andere Teilnehmerin zeichnete weiter an ihrem Stillleben, das aus einem grünen Teddybären und einem bunten Ball, was beides auch auf dem Tisch aufgebaut war, bestand. Letztendlich zog es mich zu den von Katja vorbereiteten Inspirationsbildern. Zwei von den Bildern fielen mir hierbei besonders durch ihre Farbgebung ins Auge. Mit Katjas Hilfe stellte ich, inspiriert von den Farben der Bilder, mein Stillleben zusammen. Eine Pfauenfeder in einer türkisen Vase. Katja schlug mir auch ein farbiges Papier vor, half mir bei der Lichtsetzung für mein Stillleben und empfahl mir, mit Ölkreide zu zeichnen. 

Übrigens fing Katjas persönlicher Werdegang und ihr Bezug zur Kunst natürlich viel früher als mit der Kunstwerkstatt an. Sie erzählte mir, dass sie schon im Kindesalter ein großes Interesse und Spaß an allem Visuellen hatte, was bis heute andauert. So wundert es nicht, dass sie als Kind vor allem ihre Umwelt in Form von Zeichnen, Malen, Dinge sammeln und Gestalten wiedergegeben hat. Ihre Inspirationsquellen waren hierbei schon immer ihre eigenen Erlebnisse, Wahrnehmungen und ihre Umwelt - ob Stadt oder Natur. In ihrer Jugend besuchte sie neben der Schule auch Volkshochschulkurse und bildete sich fortan immer weiter. 

Für Katja war schon immer klar: Es sollte später ein Beruf in Richtung Kunst bzw. Gestaltung werden. Nach einem Studium der Kunstgeschichte in Hamburg und einem Kommunikationsdesign-Studium in Wiesbaden wurde dieser Wunsch auch wahr, sie arbeitete zunächst selbstständig als Grafikdesignerin und Illustratorin, ihr späterer Weg führte sie in die Kunstwerkstatt und zu den Kursen, die sie heute leitet. 

Der Wunsch, mal eigene Kurse zu leiten, entstand schon während ihres Kunstgeschichte-Studiums in Hamburg. Nämlich, als sie an einem Atelier vorbei spazierte, in dem gemalte Bilder von Kindern in den Fenstern zum Thema “Die Sonne scheint über unserer Stadt” hingen. Dies begeisterte Katja so sehr, dass sie sich vornahm, irgendwann auch mal einen Kurs zu leiten. Diese Erinnerung kam Katja wieder in den Kopf, als sie schon lange Kurse in der Kunstwerkstatt anbot.

“Es ist, als hätte ich die ganze Zeit unterbewusst darauf hingearbeitet bzw. hingesteuert, obwohl mein Weg erstmal ganz anders verlief"

, erzählte mir Katja. Eines Tages entdeckte sie einen Zettel im Schaufenster der Kunstwerkstatt, auf dem Stand: “Atelierplatz zu vergeben”, womit ein neuer beruflicher Abschnitt für Katja begann.

Wenn sie nicht gerade unterrichtet, malt und zeichnet sie auch selbst gerne in ihrer Freizeit. Ihr Lieblingsmedium ist, neben Aquarell- und Acrylfarbe, die Tusche, welche sie malerisch, nicht zeichnerisch und gerne experimentell verwendet. Sie erzählte mir auch, dass ihr Fokus momentan eher auf dem Zeichnen liegt, was wahrscheinlich daher kommt, dass sie sich viel mit Urban Sketching beschäftigt. Seit 2014 zeichnet sie mit den Urban-Sketchers-Rhein-Main und sitzt dort im Orga-Team. Im nächsten Jahr soll jedoch auch das Malen wieder mehr Raum bekommen. Anders als beim Zeichnen malt Katja gerne im Atelier und schöpft aus dem, was sich in ihr angesammelt hat, vor allem inspiriert von Naturerlebnissen. Wer sich nun berechtigterweise fragt, wo man Katjas Kunstwerke betrachten kann, den verweise ich gerne auf ihren Instagram-Account sowie auf ihre Website. Des Weiteren war sie auch dieses Jahr wieder bei dem Kunstrundgang “Tatorte Kunst” im Atelier der Kunstwerkstatt anzutreffen. Im Rahmen der Veranstaltung stellte sie diesmal in erster Linie Arbeiten von sich aus, die sie Rahmen eines Brückenstipendiums der hessischen Kulturstiftung entwickelte. Hierbei hat sie sich aufgrund der Corona-Situation mit den nicht mehr stattfindenden Stadt-Begegnungen auseinandergesetzt, an verschiedenen Orten gezeichnet und aus diesen Arbeiten Collagen auf Leinwänden entwickelt, welche sie in der Kunstwerkstatt ausstellte. Das Besondere an diesen Kunstwerken ist, dass die Figuren einen magnetischen Untergrund haben und man diese daher auf der Collage bewegen kann. So entstanden veränderbare Bilder, oder kleine "Wiesbaden-Geschichten", wie Katja sie während unseres Interviews nennt. 

Da saß ich nun also, das Stillleben vor mir und bereit gezeichnet zu werden. Mein erster Schritt bestand darin, dass ich anfing, die Vase mit einem Bleistift zu skizzieren, wofür ich mehrere Anläufe brauchte, bis ich mit der Form zufrieden war. Die Pfauenfeder skizzierte ich nach einem Tipp von Katja mit einem weißen Stift vor. Es dauerte nur wenige Minuten und ich war komplett in meine Zeichnung vertieft und vergaß die Welt um mich herum. Jede Teilnehmerin war zu dem Zeitpunkt komplett in ihre Zeichnung abgesunken und es herrschte eine angenehme Atmosphäre. Katja war mittendrin im Geschehen und unterstützte unseren kreativen Prozess, indem sie uns hilfreiche Tipps und Ratschläge gab. 

Dies unterstreicht auch sehr gut den Ansatz, den Katja für ihre Kurse verfolgt, dieser lautet: die individuelle Ausdrucksweise eines Jeden fördern zu wollen. Hierbei ist es ihr besonders wichtig, dass ihre Teilnehmer:innen langfristig nicht nur abmalen, sondern eigene Ideen entwickeln und lernen, diese künstlerisch umzusetzen. Das Basiswissen, was es z. B. für einen guten Bildaufbau braucht, wie man Licht und Schatten studiert, oder die Auseinandersetzung mit Farben wird in den Kursen individuell an die Person von Katja vermittelt. Auch eine entspannte Atmosphäre sowie das Miteinander und der Austausch während der Kurse liegt Katja sehr am Herzen. Vor allem, dass der Kurs Spaß macht, ohne einen Leistungsdruck zu verspüren. Oder in Katjas Worten:

“Der Kurs soll ein Gegenpol zum Alltag bieten, wie eine Insel, auf die man sich begibt und alles, was einen sonst belastet oder beschäftigt, darf für ein paar Stunden abgeschaltet sein”. 

Die Kurse richten sich übrigens an alle Altersstufen ab 8 Jahren. So gibt es in der Kunstwerkstatt Kinderkurse, jedoch auch Kurse für Jugendliche und Erwachsene. Die behandelten Themen der Kurse kommen hierbei entweder aus der Gruppe oder werden von Katja selbst vorgeschlagen. So lautete ein Thema, z. B. “Zeichnen und Malen: Reduktion und Vereinfachung und Abstraktion”.

Seit einiger Zeit bietet Katja auch Onlinekurse an. Dieses Angebot entstand durch die damaligen Corona-Umstände, etablierte sich jedoch als eine feste Kursform, die vor allem den Vorteil bietet, dass man ortsunabhängig an den Kursen teilnehmen kann. Wird nicht gerade online gemalt, bietet Katja in der Kunstwerkstatt alle Materialien an, die das Künstlerherz höherschlagen lässt: Von Aquarell, Acryl und Gouache fürs Malen bis hin zu allen Materialien, mit denen man so zeichnen kann. Wer gerne draußen zeichnet und es liebt, Alltagsmomente einzufangen, dem empfehle ich, sich über das Urban-Sketching-Angebot von Katja zu informieren.

Ein weiteres Format von Katja ist das Sonntagsatelier, welches aus buchbaren Einzelterminen besteht und so eine gute Option für Personen ist, die keinen regelmäßigen Kurs besuchen können. Die Idee dahinter ist, dass aktiv an einer eigenen Projektidee gearbeitet werden kann. Natürlich darf man auch ohne eine Idee kommen und erst im Laufe des Kurses eine entwickeln. 

Noch ein Kurs, der sehr erwähnenswert ist, ist der Kurs "Zeichnen und skizzieren im Museum”. Das Museum Wiesbaden besitzt nämlich die Sammlung “Natur”, welche in die Themenräume Form, Farbe, Bewegung und Zeit aufgegliedert ist und extra so konzipiert ist, dass man dort zeichnen kann. Katja erklärte mir, dass man sich im Rahmen eines Kursblocks durch die unterschiedlichen Räume bewegt und interessante Motive findet. Das Beste ist, dass der Verein “Freunde des Museums Wiesbaden” Schüler:innen, Auszubildenden und Studenten die Hälfte des Kurspreises finanziert. 

Aber zurück zu meinem Bild, welches auch langsam Form annahm. Mit Ölkreide fing ich an, meiner Zeichnung Farbe zu verleihen. Katja gab mir auch Tipps, wie ich meine Zeichnung noch dreidimensionaler wirken lassen könnte. Es machte mir sehr viel Spaß, mich mit den Farben auszuprobieren und zu versuchen, die Schatten und Lichtpunkte, die die Lampe auf mein Stillleben warf, auch auf meine Zeichnung zu übertragen. Als ich zufrieden mit meinem Bild war und das erste Mal seit Langem wieder hoch von meinem Bild schaute, waren wir auch schon am Ende des Kurses angelangt. Ich bin drei Stunden komplett in meiner Zeichnung versunken und habe alles andere um mich herum vergessen, die Zeit verging für mich dabei wie im Flug.

Schlussendlich war der Malkurs für mich eine fast schon meditative Erfahrung, bei der ich komplett abschalten konnte, oder um an die bildliche Metapher von Katja anzuknüpfen: Es waren für mich drei erholsame Stunden auf der Insel. Anfangs fiel es mir schwer, meinen Perfektionismus abzuschalten, wenn etwas nicht genau so aussah, wie ich es mir vorgestellt habe, konnte ich das schwer akzeptieren. Doch am Ende überwogen der Spaß und die Neugier daran, einfach auszuprobieren, was mit meinem Bild passiert und mich in den Prozess zu vertiefen. Vor allem gefiel mir die individuelle Arbeit an meinem Bild in einer dennoch unterstützenden Umgebung. Auch der kurzzeitige Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen während der kleinen Mal-Pausen und das kollektive Malen in einem Raum führte zu einer sehr angenehmen und unterstützenden Atmosphäre. 

So verließ ich also die Kunstwerkstatt und ging meiner Wege mit meinem ersten gezeichneten Bild mit Ölkreide in der Hand und einer schönen Erfahrung im Herzen. Rundum hat mir der Kurs einfach nur Spaß gemacht, daher kann ich nur jeder Person einen Kurs bei Katja wärmstens ans Herz legen (unabhängig davon, auf welchem Mal- bzw. Zeichen-Level man sich befindet). 

Ich bedanke mich an der Stelle auch nochmal bei Katja Rosenberg für das schöne Interview und die Möglichkeit, an einem ihrer Kurse teilnehmen zu dürfen. Des Weiteren möchte ich mich bei den Kursteilnehmerinnen Ingrid Besier, Margit Dittmar, Elke Dörr, Sandra Michel und Hilde Rademacher für den schönen Nachmittag in der Kunstwerkstatt bedanken und dass ich so herzlich aufgenommen wurde. Bleibt auf dem Laufenden und besucht die Kunstwerkstatt sowie Katja Rosenberg auf Instagram!

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Die Kunstwerkstatt in Wiesbaden. Oft bin ich schon an ihr vorbeigelaufen und fragte mich, was sich wohl dahinter verbirgt. Die Schaufenster sahen für mich schon immer sehr einladend aus. Viele Töpfe mit unterschiedlich großen Pinseln reihen sich mit anderen Malutensilien in der Auslage. Auch als vorbeilaufende:r Passant:in spürt man, dass dies ein Ort ist, an dem die Kreativität zu Hause ist.

Im Rahmen dieses Artikels war es nun so weit, anstatt vorbei zu laufen, führte mich diesmal mein Weg zum ersten Mal in die Kunstwerkstatt für meinen ersten Zeichenkurs hinein.

Die Kunstwerkstatt wurde übrigens im Jahre 2005 auf Initiative von Eva Raabe-Lindenblatt gegründet. Katja Rosenberg, welche die Kunstwerkstatt heute leitet, erzählte mir in unserem anschließenden Gespräch, dass sich anfangs vier Frauen die Räume der Kunstwerkstatt teilten und dort ihren individuellen künstlerischen Themen nachgingen. Katja stieß Ende 2006 dazu und bot ab Anfang 2007 Aquarell- und Acrylmalkurse, zunächst nur für Erwachsene, an. Mehrere Jahre teilte sich Katja die Räume des Ateliers mit Eva Raabe-Lindenblatt, bis diese im Jahr 2018 nach der schönen langen Zeit in der Kunstwerkstatt aus der Ateliergemeinschaft ausstieg. 

Über die Jahre wurden die Räume der Kunstwerkstatt schon von vielen Künstler:innen individuell genutzt. So bietet aktuell neben Katja mit ihren Mal- und Zeichenkursen auch Ismail Metin Ney-Unterricht in der Kunstwerkstatt an.  

In der Werkstatt angekommen, begrüßte mich Katja herzlich, welche den Kurs leitet, an dem ich teilnehmen durfte. Sie erzählte mir, dass wir uns heute unter anderem mit dem Thema Stillleben beschäftigen und hatte dafür schon einen Tisch mit vielen unterschiedlichen Inspirationsbildern für uns vorbereitet. Kurz nach mir trafen auch die anderen Teilnehmerinnen des Kurses ein und der Kurs begann. 

Manche Teilnehmerinnen hatten noch offene Projekte, an die sie sich gleich setzten und weiter arbeiteten, andere begannen an diesem Tag, wie ich, ein neues Bild. 

Wie am besten anfangen?, fragte ich mich. Daher ließ ich mich zunächst inspirieren, indem ich beobachte, was die anderen machten. Zwei Teilnehmerinnen entschieden sich dafür, das gleiche Stillleben zu zeichnen und bauten dieses gerade auf. Eine andere Teilnehmerin zeichnete weiter an ihrem Stillleben, das aus einem grünen Teddybären und einem bunten Ball, was beides auch auf dem Tisch aufgebaut war, bestand. Letztendlich zog es mich zu den von Katja vorbereiteten Inspirationsbildern. Zwei von den Bildern fielen mir hierbei besonders durch ihre Farbgebung ins Auge. Mit Katjas Hilfe stellte ich, inspiriert von den Farben der Bilder, mein Stillleben zusammen. Eine Pfauenfeder in einer türkisen Vase. Katja schlug mir auch ein farbiges Papier vor, half mir bei der Lichtsetzung für mein Stillleben und empfahl mir, mit Ölkreide zu zeichnen. 

Übrigens fing Katjas persönlicher Werdegang und ihr Bezug zur Kunst natürlich viel früher als mit der Kunstwerkstatt an. Sie erzählte mir, dass sie schon im Kindesalter ein großes Interesse und Spaß an allem Visuellen hatte, was bis heute andauert. So wundert es nicht, dass sie als Kind vor allem ihre Umwelt in Form von Zeichnen, Malen, Dinge sammeln und Gestalten wiedergegeben hat. Ihre Inspirationsquellen waren hierbei schon immer ihre eigenen Erlebnisse, Wahrnehmungen und ihre Umwelt - ob Stadt oder Natur. In ihrer Jugend besuchte sie neben der Schule auch Volkshochschulkurse und bildete sich fortan immer weiter. 

Für Katja war schon immer klar: Es sollte später ein Beruf in Richtung Kunst bzw. Gestaltung werden. Nach einem Studium der Kunstgeschichte in Hamburg und einem Kommunikationsdesign-Studium in Wiesbaden wurde dieser Wunsch auch wahr, sie arbeitete zunächst selbstständig als Grafikdesignerin und Illustratorin, ihr späterer Weg führte sie in die Kunstwerkstatt und zu den Kursen, die sie heute leitet. 

Der Wunsch, mal eigene Kurse zu leiten, entstand schon während ihres Kunstgeschichte-Studiums in Hamburg. Nämlich, als sie an einem Atelier vorbei spazierte, in dem gemalte Bilder von Kindern in den Fenstern zum Thema “Die Sonne scheint über unserer Stadt” hingen. Dies begeisterte Katja so sehr, dass sie sich vornahm, irgendwann auch mal einen Kurs zu leiten. Diese Erinnerung kam Katja wieder in den Kopf, als sie schon lange Kurse in der Kunstwerkstatt anbot.

“Es ist, als hätte ich die ganze Zeit unterbewusst darauf hingearbeitet bzw. hingesteuert, obwohl mein Weg erstmal ganz anders verlief"

, erzählte mir Katja. Eines Tages entdeckte sie einen Zettel im Schaufenster der Kunstwerkstatt, auf dem Stand: “Atelierplatz zu vergeben”, womit ein neuer beruflicher Abschnitt für Katja begann.

Wenn sie nicht gerade unterrichtet, malt und zeichnet sie auch selbst gerne in ihrer Freizeit. Ihr Lieblingsmedium ist, neben Aquarell- und Acrylfarbe, die Tusche, welche sie malerisch, nicht zeichnerisch und gerne experimentell verwendet. Sie erzählte mir auch, dass ihr Fokus momentan eher auf dem Zeichnen liegt, was wahrscheinlich daher kommt, dass sie sich viel mit Urban Sketching beschäftigt. Seit 2014 zeichnet sie mit den Urban-Sketchers-Rhein-Main und sitzt dort im Orga-Team. Im nächsten Jahr soll jedoch auch das Malen wieder mehr Raum bekommen. Anders als beim Zeichnen malt Katja gerne im Atelier und schöpft aus dem, was sich in ihr angesammelt hat, vor allem inspiriert von Naturerlebnissen. Wer sich nun berechtigterweise fragt, wo man Katjas Kunstwerke betrachten kann, den verweise ich gerne auf ihren Instagram-Account sowie auf ihre Website. Des Weiteren war sie auch dieses Jahr wieder bei dem Kunstrundgang “Tatorte Kunst” im Atelier der Kunstwerkstatt anzutreffen. Im Rahmen der Veranstaltung stellte sie diesmal in erster Linie Arbeiten von sich aus, die sie Rahmen eines Brückenstipendiums der hessischen Kulturstiftung entwickelte. Hierbei hat sie sich aufgrund der Corona-Situation mit den nicht mehr stattfindenden Stadt-Begegnungen auseinandergesetzt, an verschiedenen Orten gezeichnet und aus diesen Arbeiten Collagen auf Leinwänden entwickelt, welche sie in der Kunstwerkstatt ausstellte. Das Besondere an diesen Kunstwerken ist, dass die Figuren einen magnetischen Untergrund haben und man diese daher auf der Collage bewegen kann. So entstanden veränderbare Bilder, oder kleine "Wiesbaden-Geschichten", wie Katja sie während unseres Interviews nennt. 

Da saß ich nun also, das Stillleben vor mir und bereit gezeichnet zu werden. Mein erster Schritt bestand darin, dass ich anfing, die Vase mit einem Bleistift zu skizzieren, wofür ich mehrere Anläufe brauchte, bis ich mit der Form zufrieden war. Die Pfauenfeder skizzierte ich nach einem Tipp von Katja mit einem weißen Stift vor. Es dauerte nur wenige Minuten und ich war komplett in meine Zeichnung vertieft und vergaß die Welt um mich herum. Jede Teilnehmerin war zu dem Zeitpunkt komplett in ihre Zeichnung abgesunken und es herrschte eine angenehme Atmosphäre. Katja war mittendrin im Geschehen und unterstützte unseren kreativen Prozess, indem sie uns hilfreiche Tipps und Ratschläge gab. 

Dies unterstreicht auch sehr gut den Ansatz, den Katja für ihre Kurse verfolgt, dieser lautet: die individuelle Ausdrucksweise eines Jeden fördern zu wollen. Hierbei ist es ihr besonders wichtig, dass ihre Teilnehmer:innen langfristig nicht nur abmalen, sondern eigene Ideen entwickeln und lernen, diese künstlerisch umzusetzen. Das Basiswissen, was es z. B. für einen guten Bildaufbau braucht, wie man Licht und Schatten studiert, oder die Auseinandersetzung mit Farben wird in den Kursen individuell an die Person von Katja vermittelt. Auch eine entspannte Atmosphäre sowie das Miteinander und der Austausch während der Kurse liegt Katja sehr am Herzen. Vor allem, dass der Kurs Spaß macht, ohne einen Leistungsdruck zu verspüren. Oder in Katjas Worten:

“Der Kurs soll ein Gegenpol zum Alltag bieten, wie eine Insel, auf die man sich begibt und alles, was einen sonst belastet oder beschäftigt, darf für ein paar Stunden abgeschaltet sein”. 

Die Kurse richten sich übrigens an alle Altersstufen ab 8 Jahren. So gibt es in der Kunstwerkstatt Kinderkurse, jedoch auch Kurse für Jugendliche und Erwachsene. Die behandelten Themen der Kurse kommen hierbei entweder aus der Gruppe oder werden von Katja selbst vorgeschlagen. So lautete ein Thema, z. B. “Zeichnen und Malen: Reduktion und Vereinfachung und Abstraktion”.

Seit einiger Zeit bietet Katja auch Onlinekurse an. Dieses Angebot entstand durch die damaligen Corona-Umstände, etablierte sich jedoch als eine feste Kursform, die vor allem den Vorteil bietet, dass man ortsunabhängig an den Kursen teilnehmen kann. Wird nicht gerade online gemalt, bietet Katja in der Kunstwerkstatt alle Materialien an, die das Künstlerherz höherschlagen lässt: Von Aquarell, Acryl und Gouache fürs Malen bis hin zu allen Materialien, mit denen man so zeichnen kann. Wer gerne draußen zeichnet und es liebt, Alltagsmomente einzufangen, dem empfehle ich, sich über das Urban-Sketching-Angebot von Katja zu informieren.

Ein weiteres Format von Katja ist das Sonntagsatelier, welches aus buchbaren Einzelterminen besteht und so eine gute Option für Personen ist, die keinen regelmäßigen Kurs besuchen können. Die Idee dahinter ist, dass aktiv an einer eigenen Projektidee gearbeitet werden kann. Natürlich darf man auch ohne eine Idee kommen und erst im Laufe des Kurses eine entwickeln. 

Noch ein Kurs, der sehr erwähnenswert ist, ist der Kurs "Zeichnen und skizzieren im Museum”. Das Museum Wiesbaden besitzt nämlich die Sammlung “Natur”, welche in die Themenräume Form, Farbe, Bewegung und Zeit aufgegliedert ist und extra so konzipiert ist, dass man dort zeichnen kann. Katja erklärte mir, dass man sich im Rahmen eines Kursblocks durch die unterschiedlichen Räume bewegt und interessante Motive findet. Das Beste ist, dass der Verein “Freunde des Museums Wiesbaden” Schüler:innen, Auszubildenden und Studenten die Hälfte des Kurspreises finanziert. 

Aber zurück zu meinem Bild, welches auch langsam Form annahm. Mit Ölkreide fing ich an, meiner Zeichnung Farbe zu verleihen. Katja gab mir auch Tipps, wie ich meine Zeichnung noch dreidimensionaler wirken lassen könnte. Es machte mir sehr viel Spaß, mich mit den Farben auszuprobieren und zu versuchen, die Schatten und Lichtpunkte, die die Lampe auf mein Stillleben warf, auch auf meine Zeichnung zu übertragen. Als ich zufrieden mit meinem Bild war und das erste Mal seit Langem wieder hoch von meinem Bild schaute, waren wir auch schon am Ende des Kurses angelangt. Ich bin drei Stunden komplett in meiner Zeichnung versunken und habe alles andere um mich herum vergessen, die Zeit verging für mich dabei wie im Flug.

Schlussendlich war der Malkurs für mich eine fast schon meditative Erfahrung, bei der ich komplett abschalten konnte, oder um an die bildliche Metapher von Katja anzuknüpfen: Es waren für mich drei erholsame Stunden auf der Insel. Anfangs fiel es mir schwer, meinen Perfektionismus abzuschalten, wenn etwas nicht genau so aussah, wie ich es mir vorgestellt habe, konnte ich das schwer akzeptieren. Doch am Ende überwogen der Spaß und die Neugier daran, einfach auszuprobieren, was mit meinem Bild passiert und mich in den Prozess zu vertiefen. Vor allem gefiel mir die individuelle Arbeit an meinem Bild in einer dennoch unterstützenden Umgebung. Auch der kurzzeitige Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen während der kleinen Mal-Pausen und das kollektive Malen in einem Raum führte zu einer sehr angenehmen und unterstützenden Atmosphäre. 

So verließ ich also die Kunstwerkstatt und ging meiner Wege mit meinem ersten gezeichneten Bild mit Ölkreide in der Hand und einer schönen Erfahrung im Herzen. Rundum hat mir der Kurs einfach nur Spaß gemacht, daher kann ich nur jeder Person einen Kurs bei Katja wärmstens ans Herz legen (unabhängig davon, auf welchem Mal- bzw. Zeichen-Level man sich befindet). 

Ich bedanke mich an der Stelle auch nochmal bei Katja Rosenberg für das schöne Interview und die Möglichkeit, an einem ihrer Kurse teilnehmen zu dürfen. Des Weiteren möchte ich mich bei den Kursteilnehmerinnen Ingrid Besier, Margit Dittmar, Elke Dörr, Sandra Michel und Hilde Rademacher für den schönen Nachmittag in der Kunstwerkstatt bedanken und dass ich so herzlich aufgenommen wurde. Bleibt auf dem Laufenden und besucht die Kunstwerkstatt sowie Katja Rosenberg auf Instagram!

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